Samstag, 29. Jänner 2011
Von San Carlos de Bariloche nach Puerto Varas
Bei herrlichem Wetter starten wir relativ zeitig. Die Rundfahrt um den Lago Moreno auf dem Circuito Chico gestaltet sich wie schon die Anreise am Freitag zu einem Erlebnis, das uns ob der beeindruckenden Schönheit der Seen und Berge unvergesslich bleibt.
Bei strahlendem Sonnenschein führt uns die Tour über Llao Llao nach Puerto Pañuelo und nach Cau Cau. Immer wieder genießen wir den Anblick des Lago
Moreno und des Lago Nahuel Huapi mit den Anden im Hintergrund. Der kleine Hafen ist von Puerto Varas aus auch mit einer kombinierten (sauteuren)
Bus- Schiffstour über den Lago Todos los Santos und Lago Frias erreichbar.
Die veranschlagte reine Fahrzeit für die 700km zurück nach Puerto Varas beträgt 12 Stunden. Das hält uns aber nicht ab, die Fahrt auf einem Teil (200 km od ca.4%) der berühmten Ruta 40 zu genießen und keine Naturschönheit auszulassen.
> Die Ruta 40 |
"Unsere" 200 km |
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http://www.argentina-online. de/index.php?id=118 Die 4900 km lange Nord - Süd Verbindung Argentiniens ist nicht die kürzeste, aber mit 20 Nationalparks auf ihrem Weg führt sie überdies zu den bekanntesten Naturschönheiten dieses Landes |
Das Fremdenverkehrszentrum Bariloche reizt uns nicht und so sehen wir im Vorbeifahren die Kirche, machen einen kurzen Stopp, um zu tanken und fahren flussabwärts entlang dem Rio Limay. Der Abfluss des Nahuel Huapi Sees durchfließt den Nordwesten Patagoniens bis zur Stadt Neuquén, wo er durch den Zusammenfluss mit dem Río Neuquén den Río Negro bildet.
Die Streckenabschnitte des Rio Limay haben zum Teil eigene sprechende Namen:
Etwa ein Viertel der elektrischen Energie Argentiniens aus Wasserkraft wird von Kraftwerken am Río Limay erzeugt. Die Alicurá-Talsperre ist eine von mehreren Talsperren am Río Limay etwa 100 km von der Stadt San Carlos de Bariloche entfernt. Der Wasserspiegel liegt etwa 705 m über dem Meer. Die Talsperre wurde 1984 -1985 errichtet. Der Erd- Steinschüttdamm ist 900 m lang und 135 m hoch. Der Stausee hat eine Fläche von ca. 70 Quadratkilometern und eine mittlere Tiefe von 50m. Die Leistung des Kraftwerks beträgt 1000 MW. Die Staudämme haben den Flusslauf so verändert, dass sich seine ursprüngliche Länge von 450 Kilometer auf 380 Kilometer reduziert hat.
Der nächste interessante Aussichtspunkt ist eine Beobachtungsstation für Kondore. Leider sind in der Mittagshitze keine Vögel in den Horsten auf den Felsklippen zu beobachten. Im Feldstecher lassen sich jedoch die weißen Scheißhäuferl deutlich erkennen.
Der Andenkondor ist mit einer Körperlänge bis 110 Zentimetern einem Gewicht von bis zu 12 Kilogramm der schwerste Greifvogel. Die Rekordflügelspannweite eines Landvogels von bis zu 3,20 Meter teilt er sich mit dem afrikanischen Marabu - übrigens: schwerster flugfähiger Vogel ist die Großtrappe mit bis zu 18kg und die größte Flügelspannweite nämlich 3,6 m hat der Wanderalbatros. Der Kondor soll eine Flughöhe von bis zu 7000 Metern erreichen. Der Andenkondor kann ein Alter von über 70 Jahren erreichen.Er gehört zu den bedrohten Arten. In mehreren Ländern Südamerikas werden daher Andenkondore in Gefangenschaft gezüchtet und ausgewildert.
http://www.wildvogelhilfe.org/sonderbeitraege/grundwissen/rekorde.html
In Südamerika spielt der Kondor dieselbe Rolle als Wappentier wie der Adler in
Europa.
Eine kleine Aufgabe: Versuche die Wappen den Ländern Kolumbien, Ecuador, Chile, Peru oder Bolivien zuzuordnen.
Bei diesem Halt konnten wir auch Guanakos aus größerer Ferne beobachten. Das Lama guanicoe ist eine wildlebende Art innerhalb der Familie der Kamele. Guanakos sind nicht zu verwechseln mit dem Alpaka (Vicugna pacos), einer domestizierten Kamelform, die vorwiegend ihrer Wolle wegen gezüchtet wird. Nach heutiger Lehrmeinung stammt das Alpaka jedoch vom Vikunja und nicht wie früher angenommen vom Guanako ab. Wer sich genauer über Kamele informieren möchte, dem empfehle ich den Link: http://alpaka-universum.de/
Die kostbarste Wolle überhaupt wird von den Vikunjas gewonnen.
Schal : 1300 €
Mantel: 15.000 €
http://www.dw-world.de/dw/article/0,,3325410,00.html
Interessant ist das verschiedene Vertrauen der Guanakos in Chile und in Argentinien gegenüber dem Menschen. In Argentinien gelten die Tiere als scheu, weil sie bejagt werden. Rainer und Eva, unsere Reisebegleiter vom 21. Jänner haben uns ihre Bilder von einem flotten Dreier (ein Weibchen, zwei Männchen) am Rand eines Weges im Torres del Paine Park gezeigt. In Chile werden Guanakos nicht bejagt und sind handzahm.
Mehrfach kommen wir auf unserer Fahrt durch Argentinien an merkwürdigen Marterln vorbei, die stets mit einer stattlichen Anzahl von Plastikflaschen dekoriert sind. Wie wir erfahren, gilt die Difunta Correa als Beschützerin von Personen, die alleine durch die großen Weiten des Landes reisen. Neben der Straße, häufig an Unfallorten werden kleine Schreine ihr zu Ehren errichtet, zu denen Angehörige, Freunde oder Reisende Opfergaben - meistens eine Flasche Wasser - bringen.
Die Verehrung von Maria Antonia Deolinda y Correa als Difunta Correa basiert auf einer Legende: Im Bürgerkrieg von 1841 hatten Spanier Männer von San Juan verhaftet und trieben sie nach Norden. Die Frau Maria Antonia Deolinda y Correa hatte vor kurzem entbunden und folgte ihrem Mann mit dem kleinen Kind. Nach 34 km brach sie verdurstend zusammen und starb. Tage später fanden Maultiertreiber die Tote. Der Säugling aber lebte noch immer säugend an der Brust der Mutter. Der Ort der Bestattung wurde zum Wallfahrtsort der Difunta Correa, deren Verehrung Volksglaube ohne kirchliche Anerkennung ist.
Immer wieder tauchen am Horizont Vulkane auf wie zum Beispiel hier der 3750m hohe Lanin, der um 560 das letzte Mal ausbrach.
Wir nähern uns allmählich der Grenze, die wir am Mamuil Malal Pass überqueren und gelangen anschließend in die chilenische Region IX Araukanien, die ihren Namen der dort beheimateten Araucaria araucana verdankt.
Freistehende Araukarie | Blütenpflanzen müssen mit wenig Wasser auskommen. Die Mutisia Naranja, das Symbol Patagoniens |
Am Rio Malleo, der den Lago Tromen entwässert und ein Anziehungspunkt für Fischer ist, legen wir vor der Rückkehr nach Chile eine längere Rast ein. Schließlich müssen wir alles, was wir an Proviant noch bei uns haben vor dem Grenzübertritt aufessen. Im Schatten der Urweltbäume, am kühlenden Wasser machen wir eine ausgiebige Siesta, ehe wir uns auf den noch sehr langen Rückweg nach Puerto Varas aufmachen.
Junge und ältere Exemplare haben einen völlig anderen Habitus, so dass man auf den ersten Blick meinen könnte, es handle sich um verschiedene Gattungen. In Parkanlagen in Mitteleuropa sieht man aus verständlichen Gründen fast ausschließlich jüngere Exemplare wie im Bild links unten.
http://www.baumkunde.de/Araucaria_araucana/
http://www.chilebosque.cl/tree/aarau.html
Die restlichen 388 km sind mit einer Fahrzeit von ca. 7 Stunden veranschlagt, sodass wir nicht erwarten, sehr viel früher als um Mitternacht zu Hause einzutreffen. Knapp vor der Grenze durchqueren wir eine kürzlich durch Waldbrand verödete Landschaft. Als letzten Höhepunkt erblicken wir in der Abenddämmerung wenige Kilometer vor uns den 2840m hohen heute noch aktiven Vulkan Villarrica. Ein Lahar (Schlammlawine aus geschmolzenem Eis und heißer Lava) zerstörte 1971 eine Reihe Häuser, landwirtschaftliche Flächen und Brücken. Insgesamt forderte der Vulkan in jüngster Vergangenheit (seit 1948) an die 100 Menschenleben. Kleinere, nur kurze Ausbrüche ohne nennenswerte Schäden gab es auch 2010 und 2013. Der Villarrica ist eines der bekanntesten Touristenziele in Chile, entsprechend überlaufen und angepriesen sind geführte Touren bis zum Rand des Kraters. Wir haben uns mit dem Anblick begnügt - Arvid hat uns versichert, dass wir bei dem Massenansturm nichts versäumt hätten. In der Dämmerung erreichen wir Pucón, eine sehr belebte Kleinstadt in der Größenordnung von Bad Ischl. Wer Trubel liebt ist hier sicher gut aufgehoben. Ich denke wir haben auch hier nichts versäumt. Bewundert haben wir unseren Fa(ü)hrer, der uns sicher zurück nach Puerto Varas brachte. Die argentinische Reise war jedenfalls wieder ein unvergesslich schönes Erlebnis für uns.
Gelernt haben wir auch etwas:
1. Dass es auch im Spanischen Germanismen gibt und man in Lokalen mit dem Schild ABIERTO immer seinen Durst stillen kann.
2. Dass auch in Argentinien viel Mate getrunken wird. Guampa bzw. Kalebasse und Bombilla gehören untrennbar zusammen!
So sieht das aus | So wird's gemacht: |
http://www.youtube.com/watch?v=85rv-TeNlWQ
http://www.youtube.com/watch?v=m2otYqpcn00&NR=1 |