Freitag, 28. Jänner 2011
San Carlos de Bariloche
Wir unternehmen eine zweitägige Tour nach Argentinien mit San Carlos de Bariloche als erstes Ziel. Die Anreise führt über das Ufer des Lago Llanquihue zum Lago Puyehue in den Nationalpark Puyehue.
Bevor wir die Anden überqueren führt uns der Weg vorbei am Cerro Pantojo, einer
Basaltsäule, die den Überrest eines 1 Mio. Jahre alten Vulkans bildet.
Der Pass ist einer der am leichtesten zu überquerenden Übergänge von Chile nach Argentinien. Er ist benannt nach Kardinal Antonio Samore, der als Vermittler im Beagle Konflikt zwischen Chile und Argentinien in den Jahren 1977 - 1984 eine militärische Auseinandersetzung zwischen den beiden Staaten abwenden konnte. Dabei ging es um Ansprüche und Wünsche beider Länder betreffend die Grenzziehung im Ostteil des Beagle -Kanals. In einem 1881 zwischen den Staaten geschlossenen Abkommen sah sich Argentinien in seinen Interessen benachteiligt und drohte 1978 mit Krieg. Die Bemühungen Samores gipfelten in dem 1984 geschlossnen Freundschafts- und Friedensvertrag zwischen Chile und Argentinien. Der Vertrag beinhaltet eine maritime Grenzziehung, ein Regelwerk zur Lösung von zwischenstaatlichen Kontroversen, legt Schifffahrtsrechte fest und präzisiert die Grenze an der Magellanstraße.
Der Grenzübertritt erfordert Geduld und Gewissenhaftigkeit. Man sollte sich stets mit den richtigen Formularen am richtigen Schalter anstellen. Spanischkenntnisse sind sehr von Vorteil, zumal auch Englisch in Südamerika als echte Fremdsprache gilt. Sowohl für die Ausreise aus Chile als auch für die Einreise nach Argentinien sollte man 1 Stunde veranschlagen. Besonders streng sind die Einfuhrbeschränkungen bei Lebensmitteln und Pflanzen bei der Einreise nach Chile. Auf unrichtige Zollerklärungen stehen hohe Strafen. Deshalb könnte man auf der Passhöhe sehr preiswert leben, weil sich die Reisenden dort meist nach einem Aufenthalt mit Imbiss von allen restlichen Lebensmitteln trennen. Frisches Obst und originalverpackte nicht abgelaufene Waren gibt es in Hülle und Fülle - im Müllcontainer
Obwohl der Pass nur 1321 m Höhe aufweist, ist er eine markante klimatische Grenze. Die Niederschlagsmengen nehmen in Richtung Osten drastisch ab. Die Fahrt nach San Carlos de Bariloche führt durch den Nationalpark Nahuel Huapi, einen der ältesten argentinischen Nationalparks mit einer Fläche von 7100 km². Er erstreckt sich auf einer Länge von 130 km entlang der argentinisch-chilenischen Grenze. Der See gleichen Namens ist der Quellsee des Río Limay, hat eine Fläche von 531 km² und liegt umgeben von ausgedehnten Wäldern und hohen Bergen bis 2400m Höhe in einem beliebten Sommer- und Winterfremdenverkehrsgebiet.
Die Fahrt ist abwechslungsreich, da sich die Vegetation innerhalb weniger Kilometer mit dem Mikroklima stark ändert. Auf bewaldete Strecken entlang des Sees folgen Trockengebiete mit Pampacharakter. Auf der Anreise nach Bariloche am Südufer des Lago Nahuel Huapi lernen wir auch den Unterschied zwischen chilenischer und argentinischer Fahrweise kennen. Wir hielten Arvids Aussage zunächst für ein wenig übertrieben, wenn er meinte:" Wenn du in Argentinien die Straßenverkehrsordnung genau gegenteilig anwendest, liegst du zumindest nicht ganz falsch". Als ein Linienbus bei roter Ampel vor einen Fußgängerübergang in voller Fahrt an uns vorbeibrauste waren wir überzeugt.
Das sehr vom Fremdenverkehr geprägte Bariloche lassen wir hinter uns und nehmen Quartier in einer Gegend, die landschaftlich nur in Superlativen zu beschreiben ist.
Die Hosteria las Cartas am Lago Moreno, die Arvid für uns ausgesucht hat liegt völlig abseits des Trubels von Wald umgeben. Es ist eine Mischung aus Museum und Geistervilla mit entsprechendem Flair was die Innenausstattung betrifft.
Den Abend verbringen wir im gegenüberliegenden "Bräugasthaus". Das vor Ort gebraute Bier begleitet unser üppiges Abendessen. Es gibt argentinische Steaks, die ab einer "Gewichtsklasse" von 350g erhältlich sind und tatsächlich vorzüglich schmecken. Gewöhnungsbedürftig ist lediglich die eingeschränkte Auswahl an Salat und Beilagen. Die zu erwartende lange Rückfahrt am nächsten Tag lässt uns früher als sonst zu Bett gehen.