Sonntag, 6. Februar 2011
Rückreise über Kanada - Toronto
Noch Samstag 5.Februar:
Den "Katzensprung" von 1000 km von Puerto Montt nach Santiago lege ich diesmal ohne Zwischenlandungen zurück. Obwohl der Aufenthalt kurz ist, das Gepäck nicht durchgeht und ich aus Chile ausreise, bleibt genug Zeit, zwei letzte Souvenirs, ein T-Shirt und eine (verhängnisvolle) Flasche Pisco im Duty Free zu besorgen. Ich fliege über Nacht, überquere ca. um Mitternacht den Äquator und lande morgens in Toronto. Dort erwartet mich ein 12-stündiger Aufenthalt.
Sonntag, 6.Februar: 12 Stunden Toronto :
1. Import einer Flasche Pisco
Auf Grund der Länge des Aufenthalts gibt es keine Möglichkeit sich so lange in der Sicherheitszone aufzuhalten. Ich muss in Kanada einreisen. Das hat zur Folge, dass alles was sich im Handgepäck befindet - also auch eine Flasche Pisco eingeführt und dann eben wieder ausgeführt werden muss. Das restliche Gepäck fliegt mit Air Canada durch nach München. Mir ist sofort klar, dass der Pisco im Handgepäck nicht mehr an Bord gehen kann. Die freundliche Dame an der Auskunft von Air Canada gibt folgenden
gutgemeinten Rat Entweder: das Handgepäck um günstige $60.- als normales Gepäck aufgeben
oder: die Flasche Pisco doch einfach in 12 Stunden selbst zu konsumieren.
Da ich beide Varianten nicht so recht goutiere, ergibt sich die folgende Lösung:
2. Airport Express
Mit dem Flughafenbus kann ich um $ 36,25 die 40 km nach Toronto und wieder zurück geschickt (mit einer Flasche Pisco im Handgepäck) bewältigen. Es ist trüb, kalt, verschneit und für einen Sonntag um 8 Uhr noch
so zeitig, dass die ersten Kaffeehäuser gerade einmal aufsperren. Auf der Rückseite meines Busfahrplans befindet sich eine Karte von Toronto Downtown mit den Einstiegsmöglichkeiten für die Rückfahrt und Sternchen
(*) bei den "Sehenswürdigkeiten" im Zentrum.
3. Downtown
Also schlendere ich, mein Bordcase einschließlich Pisco lässig hinter mir herziehend, durch das kühle, matschige und langweilige Toronto von
Attraction (*) zu Attraction (*) und halte dabei folgendes bildlich fest:
4. Wohin mit dem Pisco?
Hier ist schon offen. Bier gibt es aber erst ab 10 Uhr |
Das ansonsten unattraktive Toronto hat für meine Begriffe jedenfalls architektonische Reize |
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Irgendwann komme ich schließlich an einem mittelalterlichen, bieder aussehenden weiblichen Wesen vorbei, das mir eine Sammelbüchse mit einem roten Kreuz entgegenstreckt. Mit schlechtem Gewissen, das jede Art von Bettelei in mir hervorruft schleiche ich vorüber. Ich ärgere mich, wenn ich was gebe und wenn ich nichts gebe, es ist einerlei. Doch halt, wie wäre es, wenn ich dem Roten Kreuz eine Flasche feinsten chilenischen Piscos spende? Ich kehre um und mache der Dame das Angebot einen Betrag ihrer Wahl in die Büchse zu versenken und mich von der nicht mitnehmbaren Flasche Pisco zu befreien. Leider war dieser
Deal mit den moralischen Ansprüchen meines Gegenübers nicht in Einklang. Sie könne auf offener Straße keinen Alkohol annehmen und schon gar nicht in "Uniform". Da half nichts - mit Puritanern ist nicht zu scherzen, wie ich feststellen musste. Dabei hielt ich das für eine wirklich sinnvolle Idee.
So suche und finde ich ein feines Restaurant, in dem ich mich stärke, um mich anschließend in die nahe gelegene Art Gallery of Ontario zu begeben, um den Rest der Zeit dort sinnvoll zu verbringen.
5. Die Art Gallery of Ontario.
mit ihrer Sammlung von mehr als 80 000 Kunstwerken ist eines der bedeutenden Museen Nordamerikas. Schwerpunkte sind zeitgenössische kanadische und europäische Kunst. Die kanadische Sammlung dokumentiert die Entwicklung der nationalen Kunstschätze und enthält eine der größten und schönsten Inuit-Kunst-Sammlungen der Welt. Zudem zeigt die Galerie die weltweit größte Sammlung des englischen Bildhauers Henry Moore. 1900 unter dem Namen Art Museum of Toronto von einer privaten Initiative gegründet, wurde das Museum in Art Gallery of Toronto umbenannt. 2007/2008 erfuhr das Gebäude eine grundlegende Neugestaltung.
In einer Führung erfahre und erspähe ich das, was die Kunsthistorikerin für Kurzbesucher als sehenswert erachtet. Kanadische Maler der
Group of Seven haben mich besonders beeindruckt.
Als ich an der Garderobe meinen Nachziehkoffer in Empfang nehme, unterhalte ich mich dabei mit der sehr freundlichen Dame. Ich erzähle ihr von meiner Flasche Pisco im Handgepäck und frage sie, ob sie diese als Geschenk annähme. Erfreut bejaht sie und verspricht, sich abends ein Glas auf meine gute Rückkehr zu genehmigen. Wie man sieht hilft so etwas, da sich der Rückflug von Toronto nach München über Nacht angenehm gestaltete. Hier endet der Bericht vorläufig. Ein paar weitere Fotos und Kommentare folgen demnächst.
© Text + Fotos: Wolfgang Raab, Bad Ischl, Austria Web: Arvid Puschnig, Hosteria Outsider, Puerto Varas, Chile Tel.+56 (0)65 2231056