Donnerstag, 3. Februar 2011
Das Kreuz des Südens
Ein Grundkauf in Chile ist unkomplizierter als wir dachten. Voraussetzung ist allerdings, dass man sich eine Art "Steuernummer" besorgt. Mit Hilfe von Hannes, Arvids Sohn, konnte Rüdiger das Tage vorher relativ rasch erledigen. Heute fahren wir bei ausgesprochenem Schlechtwetter nach Puerto Montt. Wir parken am Stadtrand und gehen zu Fuß hinunter in die Stadt Richtung Hafen. Puerto Montt ist eine Handelsmetropole in der Region mit einem großen Hafen. Das Stadtbild ist nicht berauschend. Der Blick auf den Hafen mit 2 Kreuzfahrtschiffen im Nebel ist irgendwie gespenstisch. Die meisten Kreuzfahrer legen hier an, um Landausflüge (Saltas de Petrohue, Osorno, Lago Todos Los Santos,...) zu machen.
Hier treffen wir Heinz' Tochter, die Grundbesitzerin. Sie hat Wirtschaftswissenschaften studiert und zum Notar ihren Rechtsanwalt gleich mitgebracht. Die Abwicklung ist zügig und wirklich billig - jedenfalls im Vergleich mit den Honoraren die wir in Österreich beim Notar, Rechtsanwalt oder Ämtern bezahlen. Beispiele: Beglaubigung beim Notar 4€, Vertrag für Grundkauf 50€, Führerschein 30€ (Es gibt so gut wie keine Fahrschulen, weil sich das niemand leisten kann. Als Identifikation wird ein Abdruck des rechten Daumens neben der Unterschrift platziert und das Ganze mit Handschlag besiegelt. Ob der Kauf eine gute Entscheidung war wird sich allerdings frühestens in 10 Jahren herausstellen.
In Hinblick auf einen möglichen Hausbau besuchten wir anschließend einen Baumarkt und haben ein paar interessante Preise festgehalten.
Am letzten gemeinsamen Abend mit Rüdiger gehen wir wieder einmal bei Oskar essen. Er ist mit seinem Lokal in Arvids Haus eingemietet und ein origineller Koch, der mit seiner Frau und 2 Angestellten ein sehr gutes Restaurant führt. Seine italienische Küche ist hervorragend und auch der Pisco sour ist unerreicht!
Oskar liebt auch Dekorationen vor seinem Lokal. Zwei davon durften wir bewundern. Christbäume gibt es ja bei uns auch, vielleicht sogar mit Musikuntermalung wie hier. Aber was zum Teufel ist ein Chupacabra. Ganz einfach - das Tierchen unterhalb.
Also es ist so: Der Chupacabra (spanisch: chupar: "saugen", cabra: "Ziege"), ist ein lateinamerikanisches Fabelwesen, das Kleinvieh wie Ziegen oder Schafen die Kehle aufschlitzt und dann das Blut aussaugt. Der Chupacabra ist ein klassisches Beispiel einer modernen Sage (Urban Legend) Die ersten Berichte stammen um 1995 aus Puerto Rico. Seither wird in Südamerika jedes vom Laien nicht auf den ersten Blick identifizierbare Wesen als Chupacabra bezeichnet. Meist handelt es sich um Füchse, Kojoten, wilde Hunde oder Katzen, deren von Räudemilben zerfressene Haut keine Haare mehr hat, weshalb die Proportionen dieser (toten!) Tiere merkwürdig wirken. Viel geheimnisvoller und tatsächlich weitgehend ungeklärt ist das Phänomen der
"Elfenscheiße", die ganz selten im Regenwald zu finden ist. Aber das ist eine andere Geschichte, da muss man sich von Arvid aufklären lassen!
Nach dem vortrefflichen Abschiedsessen lassen wir den Abend noch gemütlich ausklingen. Bei einem Stadtrundgang bewundern wir kurz eine "Folkloreveranstaltung" und die äußerst geschmackvolle Weihnachtsbeleuchtung um die wir Ischler Kaiseradlergeschädigte Puerto Varas beneiden!
Lebensträume müssen weder geistreich, originell oder kurios sein. Man hat sie einfach. In der 3.Gynasialklasse lasen wir das Gedicht Salas y Gomez von Chamisso, das mich damals tief beeindruckte und welches ich heute noch gelegentlich lese. Die Insel Salas y Gomez ist 3.200km vom chilenischen Festland entfernt. Sie ist vulkanischen Ursprungs und ist der Gipfel eines Berges, der sich vom Meeresgrund etwa 3500m hoch aus dem Salas-y-Gómez-Rücken erhebt. Sie hat eine Länge von 770m und eine Breite von 500m. Süßwasser gibt es gelegentlich in einer etwa 200m² großen Vertiefung auf dem größeren östlichen Felsen. In zwei Zeilen des Gedichts wird darin Bezug auf das Kreuz des Südens genommen. Seither trug ich den Wunsch(traum) in mir, dieses Sternbild einmal zu sehen. Die beiden Stellen des 2200 Wörter langen Gedichts:
Die Hülle gibst du hin dem Elemente, Allnächtlich strahlend über dir entzünden Des Kreuzes Sterne sich am Firmamente, Und, was du littest, wird dein Lied verkünden
Laß weltverlassen sterben mich allein, |
Nach dem "Einbruch" in einen nachts abgesperrten Park, der auf einem Hügel "hoch" über Puerto Varas liegt, hatten wir einen schönen Blick auf die Stadt und ein auf dem Gipfel beleuchtetes Kreuz. Hier war es dunkel genug um in dieser klaren Nacht den südlichen Sternenhimmel zu beobachten.
Puerto Varas bei Nacht | Nicht Kreuz des Südens! |
Kreuz des Südens (Stellarium) | Freihand mit Digicam Panasonic Lumix (nachbearbeitet) |
Detail am Rande: Zu Hause angekommen standen wir mit Arvid und Oskar auf eine Zigarettenlänge vor dem Eingang. Was wir sahen, war wirklich eindrucksvoll. Über dem Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand hoch am Himmel : DAS KREUZ DES SÜDENS! So hat sich mein mein Lebenstraum heute gleich zweimal erfüllt. Außerdem bin ich über die Freeware Stellarium gestolpert, die ich guen Gewissens weiterempfehlen kann.
© Text + Fotos: Wolfgang Raab, Bad Ischl, Austria Web: Arvid Puschnig, Hosteria Outsider, Puerto Varas, Chile Tel.+56 (0)65 2231056