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Reisebericht mit vielen Fotos von einer Chilereise vom November und Dezember 2012
 
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Von Putre auf der Panamericana zurück nach Puerto Varas


Die Rückfahrt führt zunächst 3500 Höhenmeter talwärts, wo wir in der Nähe von Arica die Panamericana (=Ruta 5) erreichen. Die Talfahrt ist angesichts des Schwerverkehrs auch nicht schneller als die Bergfahrt. Zwar ist der Weg bekannt, die Gegenden präsentieren sich aber dennoch neu.

Bilder zum Vergrößern anklicken! (gilt für den gesamten Reisebericht)

Die Vielfalt der Kakteen ist groß und sie ähneln einander nur auf den ersten Blick. (Foto1)

Immer wieder gibt es stumme Zeugen von schrecklichen Verkehrsunfällen und sicher gehen viele schlimmer aus, als der hier dokumentierte, bei dem sich offensichtlich nur die Ladung selbstständig gemacht hat. (Foto2)

Kakteen bei Putre Straße Putre-Arica, LKW-Container nach Unfall

Hoffentlich ist sonst nichts passiert! Es war kein LKW weiter unten zu sehen, was leider nicht immer der Fall war.

Armleuchterkakteen als Höhenindikatoren. Sie bevorzugen Höhenlagen zwischen 1700 und 3000 Meter. >>>

Armleuchterkakteen, Browningia candelaris

Wüstenoase in der Atacama bei Arica

<<< Die platte Bemerkung "Wasser ist Leben" stimmt.

Kandelaber-
kakteen
Wüstenoase bei Arica

Auch in Chile lächelt jeder Mann, der den richtigen Baumarkt mit entsprechendem Material bzw. Werkzeug gefunden hat und heimwerken darf.
Wir übernachten wieder in Iquique. Beeindruckend die 4km lange über 200m hohe Düne Cerro Dragon im Süden der Stadt, die sich zwischen Meeresterrasse und dem Anstieg zur Hochebene befindet.

Baumarkt Werbung bei Arica Iquique Duna Cerro Dragon
Baumarktwerbung
vor Arica
Cerro Dragon
in Iquique
Grafik Iquique Duna Cerro Dragon Grafik Iquique Duna Cerro Dragon

Düne Cerro Dragon in Iquique

Von Iquique nach Chañaral ist es eine ordentliche Strecke, die mir schon größtenteils bekannt ist. Dennoch gibt es immer wieder Details, die mir bei der Hinfahrt entgangen sind. Es gibt durchaus weniger interessante Abschnitte, weil kaum Berge in der Nähe sind, bzw. das senkrechte Sonnenlicht zur Mittagszeit wenig Kontraste hergibt. 

Pampa Tamarugal Reserva Nacional Pampa del Tamarugal Iquique, Antofagasta, Salar de Llamara
Pampa del Tamarugal Fahrt durch die
Pampa del Tamarugal
Salar de Llamara

Verkehrs- und Hinweisschilder in Chile sind ein eigenes Kapitel, worüber wir zu diskutieren genügend Zeit haben und allerlei originelle Ideen entwickeln. Aber auch das hat sicher mit der Coriolis-Kraft zu tun, die auf der Südhalbkugel eine andere Richtung hat. Darum schreiben nach meinen Beobachtungen auch hier viel mehr Menschen als bei uns mit der linken Hand. Wer hat bitte schon überprüft, ob homöopathische Lösungen von Bad Ischl in Iquique wirken? Ganz zu schweigen von rechts- bzw. linksdrehenden Lactobakterien im europäischen Actimel, die hier sicher schwindlig werden und die Verdauung möglicherweise genau umgekehrt beeinflussen. Stoff für mehrere Dissertationen. (siehe auch...)
Mittlerweile hat mich Arvid als Lenker akzeptiert, d.h. er schläft, während ich fahre. Im Norden fahre ich gern und viel. Die Straßen sind durchwegs asphaltiert, wenn auch durch etliche Baustellen und Umleitungen ein wenig unterbrochen. Es gibt fast ausschließlich Schwerverkehr oder Lokalverkehr der Minenbetreiber mit ihren typischen Pickups. Durch Tempo 100 bis maximal 120 ist das Fahren eher gemütlich. Die Verkehrsdisziplin übertrifft die unsere bei weitem. Selbst bei seit Jahren stillgelegten Bahnübergängen, bei denen man das Stoppschild offenbar vergessen hat, wegzuräumen, bleibt jeder Chilene stehen. Es gibt aber auch Bahnübergänge, an welchen man besser wirklich genau schaut. Aber wie unterscheidet man die einen von den anderen?

Pickup Tamarugal Güterzug der FCAB, Ferrocarril Antofagasta Bolivia

Foto 1: Typisches Minenfahrzeug mit halbkreisförmiger Antenne und Einsatzblinklicht mit übergestülptem Schutzsackerl (links oben). 

Foto 2: Bei einem Übergang dieser Bahn ist Anhalten ratsam.  

 
Pickup Zug in der
Atacama

Eine Kuriosität ist auch der Grenzübertritt von der ersten in die zweite chilenische Region. Da die erste Region Freihandelszone ist, gibt es eine Zollkontrolle, die mitunter ganz schön lange dauern kann. Trick für Urlauber-PKWs: Man fährt beim Einreisen langsam über die Grenze ohne Einreisepapiere abzuholen und auszufüllen. Das ist möglich, weil es beim Einreisen ja keine Kontrolle gibt. Beim Ausreisen stellt man sich dumm, wird freundlich belehrt, was man in Hinkunft zu tun hätte und spart so viel Zeit mit unnötigem Papierkram. Der Kontrolle entgeht man natürlich nicht. Der Zöllner hat ein original verschlossenes Fruchtsaftpackerl mehrmals beäugt, geschüttelt, abgehorcht, umgedreht, geschüttelt, nochmal abgehorcht und schließlich gefragt, was denn da drinnen sei. Auf die Antwort "Fruchtsaft" bekommen wir einen A6-Blockzettel mit Stempel, Autonummer und Unterschrift des Zollbeamten. Dieser Wisch öffnet 50 Meter weiter den Schranken und man hat dadurch viele gewissenhafte Zettelausfüller überholt.

Antofagasta, Kipper für Riesen-LKW

In Antofagasta fahren wir, durch eine Umleitung bedingt, durch ein Industrieviertel. Die beiden Mulden für einen Kipper sind bei weitem nicht die größten, die neben unzähligen Riesenbaumaschinen hier produziert bzw. gewartet werden.

In Chañaral residieren wir diesmal im Aqua Luna, das nach längerem Suchen noch Zimmer frei hat. Neben Bergbau und Hafen spielt der Tourismus im Ort eine gewisse Rolle, weil es beliebte Zwischenstation auf den Weg in den Norden bzw. Süden ist. Die Umgebung grenzt an die Atacama und ist mit 9mm Niederschlag pro Jahr sehr trocken.

Panamericana, Chañaral, Aqua Luna Hotel Chañaral, Panamericana, Hafen
Blick aus dem
Hotel Aqua Luna
Erzhafen von
Chañaral
Ruta5, Baustelle bei Chañaral

Seit einigen Jahren werden in Chile die Straßen großzügig ausgebaut. Es gibt hier nur Schwerverkehr und Lokalverkehr der Minenbetreiber. Touristen sind eher die Ausnahme. Obwohl einzige Nord-Süd-Verbindung, löst sich die Kolonne rasch auf. Überholen ist auf der schnurgeraden Ruta 5 sowieso kein Problem. Wenn der Lastwagen links(!) blinkt, hat man freie Fahrt.

Wuestenbahnhof Estacion Incahuasi

Die Wüstenortschaft Incahuasi an einer Bahnlinie samt Bahnhof erinnert mich an einen Faller Modellbaukatalog aus meiner Jugend. 

Sechzig Kilometer vor La Serena, unserer heutigen Zwischenstation, machen wir einen 45-km-Abstecher zum Fischerdorf Punta de Choros. Der kleine Ort hat gerade einmal 350 Einwohner, die vom Fischen und den Touren auf die Isla Gaviotas, Isla Damas und Isla Choros leben. Schließlich befindet sich hier das Reserva Nacional Pingüino de Humboldt, laut Lexikon das größte Reservat der Humboldtpinguine. Diese leben zwischen dem  5. und 42. Breitengrad, verfügen also über gute Navis. Sie werden ca. 50 cm hoch und bis 5 kg schwer. Die Angaben, wie viele Individuen es weltweit gibt, bewegen sich nach neuesten Schätzungen zwischen 12.000 und 46.000. Am besten selber nachzählen! mehr...

Plan Isla Choros, Norden von La Serena Humboldtpinguine auf der Isla Choros
Humboldtpinguine

Reserva Nacional Pingüino de Humboldt, Lageplan  

Es ist schon nach 5 Uhr am Nachmittag, als wir das Pinguinreservat erreichen. Wir sind um diese Tageszeit die letzten Besucher und lassen uns es nicht nehmen, eine 90-Minuten-Bootsfahrt unter Führung eines CONAF-Mitarbeiter (Corporación Nacional Forestal) um die Inseln Choros und Damas zu unternehmen. Pinguine Seelöwen, Kormorane, Pelikane und Albatrosse in ihrem natürlichen Lebensraum quasi auf Tuchfühlung zu sehen, ist wirklich einzigartig. 

Lile, Rotfußkormoran, Phalacrocorax gaimardi Pelikan auf der Isla Choros Albatros bei der Isla Choros Albatros bei der Isla Choros
Rotfußkormoran Pelikan Albatros Albatros

Dieser Albatros (Foto oben rechts), den unser Bootsführer streichelt, ist weder zahm noch krank. Er hat schlichtweg zu viel gefressen und ist eine Zeit lang flugunfähig.

Karte, Albatros-Verbreitungsgebiet

Verbreitung der Albatrosse
Albatrosse sind sehr große Seevögel mit langen, schmalen Flügeln. Sie haben Spannweiten von 2 bis 3,5 Meter. Mit bis zu 12 Kilogramm gehören sie zu den schwersten flugfähigen Vögeln. Albatrosse sind zwar sehr gute Flieger, haben jedoch große Probleme mit Start und Landung. Sie brauchen lange Start- und Landebahnen. Bei der Gleitlandung mit zu hoher Geschwindigkeit kommt es öfter zu schweren Verletzungen.

 

Seelöwen bei der Isla Choros Seeloewe, Macho

Bei den Seelöwen

Ein Macho sichert sich die Vielweiberei dadurch, dass er junge neugeborene Konkurrenten einfach umbringt. Wie ist die Welt doch schlecht!

Mutterglück bei
den Seelöwen
Seelöwe, Macho

Auf der Fahrt nach La Serena geht es durch die abendliche Wüste.

Kaktus vor La Serena Kaktusblüte Kaktusblüte
Kaktus Kaktusblüten

Das Elqui-Tal, das wir tags darauf besuchen, ist ein besonderes Juwel in der Gegend um La Serena. Das Tal wird von den Flussläufen des Rio Turbio und des Rio Elqui beherrscht, die aus den Anden kommen und nach Zusammenfluss im Pazifik münden. Auf 430 m befindet sich der Puclaro-Staudamm, der für die Wasserversorgung der tieferen Regionen für Wein-, Obst- und Gemüsebau dient.

Elquital, Valle de Elqui Valle de Elqui, Puclaro Stausee  

Der Wasserstand im Puclaro-Stausee ist für die Jahreszeit - es ist der 7. Dezember 2012 - extrem niedrig, da die Trockenperiode gerade erst beginnt.

 

 

Valle de Elqui Puclaro-Stausee

Bevor wir nach Pisco Elqui, unserem eigentlichen heutigen Ziel abzweigen, besuchen wir Vicuña, die Geburtsstadt der Literaturnobelpreisträgerin Gabriela Mistral, die im nahegelegenen Montegrande bzw. in Pisco Elqui aufwuchs.

Rund um den Hauptplatz in Vicuña
Vicunja, der Hauptort im Valle de Elqui Vicunja, Valle de Elqui, Skulptur von George Nobl, Leyenda Culturales Ancestrales Valle de Elqui, Vicuña, Torre Bauer
Vicuña,
Plaza de Armas
George Nobl, Leyenda
Culturales Ancestrales
Torre Bauer
Montegrande

Kirche in Monte Grande, Valle de Elqui

Valle de Elqui, Monte Grande, Denkmal Gabriela Mistral

"Wie traurig wäre die Welt, wenn alles schon getan wäre, es keine Rose mehr zu pflanzen gäbe und alle Aufgaben gelöst wären!"
Gabriela Mistral

 

Montegrande   Denkmal
Gabriela Mistral

Gabriela Mistral (1889 - 1957), Pädagogin, Dichterin und Diplomatin, deren Namen Schulen, Brücken und Straßen tragen, hat als erste lateinamerikanische Schriftstellerin 1945 den Literaturnobelpreis erhalten. Sie gilt als Vertreterin des Modernismus, der als Gegenbewegung des Naturalismus und Symbolismus entstand, und bedient sich der Ästhetik, um über das tägliche Leben zu schreiben. "Spürst du meine Zärtlichkeit" gibt auf 85 Seiten einen Einblick in die gefühlvolle Lyrik ihres 1922 erschienenen Gedichtbandes "Desolacion".

In Montegrande trinken wir Mote con Huesillo, das typische alkoholfreie Erfrischungsgetränk der Chilenen, das schon fast eine kleine Mahlzeit ist: Eingelegte Damascos (Marillen, Aprikosen) im eigenen Saft mit angekeimten Weizenkörnern: Kühl -  köstlich - kantastisch!

 

Mote con Huesillo

Wir sind hier an der Wiege des chilenischen Pisco. Den Namen hat er dem "analogen" peruanischen Getränk quasi gestohlen. Ein typischer Prioritätenstreit, der mir völlig egal ist. Bester süßer Wein aus acht verschiedenen Traubenarten, die auch als "Pisco-Trauben" bekannt sind und Muskatellertrauben ähneln, werden hier zu einem besonderen Weinbrand, der dem Cognac nicht unähnlich ist, destilliert. Die Lagerung erfolgt 3, 6, 9, 12 oder 15 Jahre in Fässern aus französischen Eichen. Man unterscheidet zwischen Weißwein- und Rotweinpisco. Weißweinpisco ist fruchtig und wird für Mixgetränke (z.B. Pisco Sour) verwendet, Rotweinpisco ist dunkel, schwer, dem Cognac ähnlich und wird pur getrunken. In einer kleinen privaten Brennerei nehmen wir an einer Kellerführung teil. Unter dem Tischchen auf dem Bild links sind begnadete Zecher bestattet, die für ihre Freunde zum Feiern, wann immer sie sich treffen, Vorräte hinterlassen haben. Wahre Menschenfreunde!

Pisco Elqui, Destileria Los Nichos Pisco Elqui, Destileria Los Nichos Pisco Elqui, Destileria Los Nichos Grabinschrift

Yace aquí Don Manuel Pinto
Dentista muy diferente
Ejerció su profesión
En cantinas solamente.

Hier ruht Don Manuel Pinto
Ein ganz anderer Zahnarzt
Er übte seinen Beruf
Nur in Bars (Weinkellern) aus.

Destileria Los Nichos
Pisco Elqui
Los Nichos Grabinschrift
aus dem vorigen Foto
Destilería Los Nichos in Pisco Elqui

Pisco Elqui, Destileria Los Nichos

Alkohol -
Betäubungsmittel, mit
dessen Hilfe wir die Operation
Leben überstehen
(G.B.Shaw)

_________________________

Pisco Elqui, Destileria Los Nichos, Capitan General

Bei den Etiketten im Wandel der Zeit fehlt auch Pinochet nicht. So ist das eben!

Destileria Los Nichos Capitán General
3. Flasche von rechts

Zum sagenhaften Preis von 10.000 Peso (15 EUR) erwerbe ich 2 Flaschen vom Besten und beabsichtige, sie diesmal mit nach Hause zu bringen. Auf meiner letzten Chilereise musste ich wegen der Zwischenlandung in Toronto das köstliche Nass einer karitativen Verwendung zuführen (siehe Reisebericht 2011)

Da noch Zeit bleibt, fahren wir ins "mystische" Cochiguaz. Diese abgelegene Ortschaft in einem Seitental des Rio Elqui hat erst seit wenigen Jahren ein wenig Anschluss (=Elektrizität) an die Zivilisation gefunden. Angeblich werden nirgendwo sonst in der Welt so viele UFOs gesichtet wie dort. Inwieweit die vielen Sonnentage (320-360), der Piscogenuss oder die kalten Nächte auf 1700m Höhe Auslöser dafür sind, wäre ernsthaft nachzuprüfen. Tatsächlich gibt es dort überproportional viele "EH-SO-DERRISCHE" Angebote.

Anmerkung von Arvid: Stichwort: Coriolis: Die Höhenlage, die überdurchschnittlich hohe Anzahl der jährlichen Sonnentage, die kalten Nächte und der Piscogenuss alleine, können es wohl nicht sein, dass in dieser Gegend besonders viele durchgeknallte Typen herumlaufen. Hat denn noch nie jemand die Wirkung der in diesem Bericht schon mehrmals erwähnten Corioliskraft auf die menschlichen Gehirnwindungen untersucht?

Valle de Cochiguaz Río Cochiguaz, Rio Magico Cochiguaz Cochiguaz, Refugio
UFO-Landeplatz
im Valle de Cochiguaz
Rio Cochiguaz
Río Mágico
Magic River
Absteige und Seminarhaus für
mystisch Höherbegabte

Karte Cochiguaz

Kommentar_von_Arvid: Cochiguaz,______
das war bis vor ein paar Jahren ein Ort ohne Elektrizität, ohne Telefon, ohne Handyempfang. Ufosichter, Yogis, Esoteriker waren unter sich, lebten im Einklang mit den einheimischen Bauern und der Natur. Sie glaubten an den Weltuntergang im Jahr 2012. Sie machten Cochiguaz "berühmt". Später gesellten sich andere hinzu. Geschäftemacher, die von dieser Berühmtheit profitieren wollten. Und weil diese glaubten, dass es dem Geschäft förderlich wäre, nannten sie den Fluss, den Rio Cochiguaz, der durch den Ort fließt, Rio Magico oder - noch besser - Magic River.

Offensichtlich war auch "Good old Moses" vor längerer Zeit schon hier und hat mit seinem Stecken in der Wüste Wasser hervorgezaubert (2. Foto unten). Es sieht tatsächlich so aus.
Tatsächlich ist diese Quelle Wasserversorgung für Weingärten, die auf über 1400 m Seehöhe liegen. 
Teilweise müssen die Weingärten durch Netze vor Wind und Sonneneinstrahlung geschützt werden.(3. und 4. Foto unten) 

Cochiguaz, Reiki Valle de Cochiguaz, Quelle Valle de Elqui, Weinbau Valle de Cochiguaz
Cochiguaz   Quelle in der Wüste Netze gegen die
Sonneneintrahlung
Valle de
Cochiguaz
Santa Claus in La Serena

Beim Abendessen in La Serena begegne ich dem Weihnachtsmann sozusagen "himself". Wahrscheinlich ist auch er gerade einem UFO entstiegen Die Bewohner von Cochiguaz haben ja doch Recht!

Wir verlassen La Serena und blicken bei Coquimbo auf das "Cruz del Tercer Milenio" das größte, aber sicher nicht schönste Christus-Kreuz Südamerikas.

Coquimbo, Millenniumskreuz, Cruz del Tercer Milenio

Auf dem Weg zurück liegt der Parque Nacional Bosque Fray Jorge. Er ist ein Biosphärenreservat der UNESCO, liegt 100 km südlich von La Serena fast direkt am Pazifik. Mit nur 100 km² ist der Park relativ klein. Der Küstennebel (Camanchaca) kondensiert hier an den Berghängen und bildet in einer eigentlich wüstenartigen Gegend eine subtropische Vegetation (Nebelwälder oder hydrophile Wälder genannt). Die Anfahrt von der Panamericana zur Küste ist kurz aber dafür schlecht. In der Halbwüste gedeihen viele Arten von Kakteen.

Einteilung der Kateen nach deren Gestalt und Form

Grafik, Einteilung der Kateen nach deren Gestalt und Form
Nationalpark Fray Jorge Kaktuszaun auf der Fahrt zum Nationalpark Fray Jorge
Kaktus Eulychnia acida
NP Fray Jorge
Origineller Gartenzaun
Karte, Mediterrane Vegetation Der_Nationalpark_Fray_Jorge
gehört zum chilenischen Matorall, einer dem Mittelmeerklima ähnlichen Zone, wie es sie außerhalb nur an fünf weiteren Orten weltweit gibt, in der Karte links grün markiert.
Die Wanderung durch die Botanik auf 1350 m bei strahlendem Sonnenschein und angenehmer Temperatur führt teils durch schattige Wäldchen.

Entsprechend schwierig ist für den Laien die Bestimmung der Pflanzen, weil sehr viele endemisch, das heißt nur hier beheimatet sind.

Alstroemeria magnifica, Var. magenta Parque Nacional Fray Jorge, Ageratina glechonophylla, Eupatorium glechnophyllum, Barba de Viejo, Barbón Wald im Parque Nacional Fray Jorge Nationalpark Fray Jorge, Blüte einer Artischocke
Alstroemeria magnifica
Var. magenta
Eupatorium
glechonophyllum
Parque Nacional
Fray Jorge
Blühende Artischocke 
PN Fray Jorge, Bromeliaceae, Puya chilensis, Chagual PN Fray Jorge, Bromeliaceae, Puya chilensis, Chagual Blüte der Puya chilensis
Bromeliaceae, Chagual
Puya chilensis
Bromeliaceae, Chagual
Puya chilensis
Blüte der
Puya

La Ligua liegt 150 km nördlich von Santiago, hat ca. 35000 Einwohner und hat traditionell viel Textilindustrie. Kulinarisch besonders interessant ist die Produktion von Zuckerbäckereien, die auch von Privatpersonen produziert und auf etlichen Kilometern um La Ligua auf der Autobahn feilgeboten werden. Bevor wir La Ligua erreichen eröffnet sich ein paarmal der Blick auf den Pazifik. 

Blick auf den Pazifik von der Ruta 5 aus Dulce de La Ligua, Dulceros an der Autobahn
Blick auf 
den Pazifik
 Dulceros de
La Ligua

Das Auffinden des Hotels dauert etwas länger, das Suchen eines offenen Restaurants ebenfalls. Die Entschädigung ist köstlicher Corvina (weißer Seebarsch), zu dem der hier gekelterte Sauvignon Blanc bestens passt. Als ich "sicherheitshalber" und vorbeugend einen Pisco als Verdauungshilfe bestelle, bekomme ich statt des erwarteten Stamperls gleich ein ganzes Achterl. Da ich gelernt habe, aufzuessen bzw. auszutrinken, was auf den Tisch kommt, schlafe ich heute besonders tief und fest.

Karte La Ligua-Temuco

Von La Ligua bis nach Temuco sind es fast 900 km und für einen Tag etwas viel. Dazwischen gibt es aber für uns nichts wirklich Interessantes. Santiago als Großstadt meiden wir.
Was mich auf dieser Fahrt sehr beeindruckt, ist, wie enorm sich die Landschaften nördlich und südlich von Santiago unterscheiden. Im Norden fast noch Halbwüste, wo sich nur in bewässerten Gegenden Vegetation befindet. Südlich der Stadt wird es zunehmend grüner und landwirtschaftlicher Wein-, Obst- und Gemüsebau bestimmen das Bild.

Nach Italien, Frankreich,Spanien und Australien steht Chile an fünfter Stelle weinexportierender Länder. Es gibt in vielen Lokalen sehr gute Flaschenweine in Abfüllungen zu 375 ml zu verhältnismäßig moderaten Preisen von 3600 bis 6000 Peso (5,5 bis 9 EUR ).

Karte Weinanbau in Chile  

Links: Weinbaugebiete Chiles mit Bebenzentrum aus dem Jahr 2010

Unten: Liste der gekelterten Rebsorten

Rebsortenspiegel chilenischer Wein

70 km östlich von Temuco kehren wir bei Adela und Helmut ein. Die Hosteria liegt nochmals abseits der Hauptstraße nach Cunco und ist auf schlechter Zufahrt nicht leicht zu finden, wenn man den Weg nicht genau kennt. Hierher finden, scheint´s, nur Spezialisten mit Navi. Der wackere Schwabe, Helmut, lebt mit Adela, einer Mapuche und seinen zwei Söhnen hier. Sie betreiben eine kleine Landwirtschaft und eine Hosteria. Wir wohnen in einer Cabaña ca.1 km vom Haus entfernt.

Helmut mit Familie Das Speisezimmer
Helmut mit Familie Das Speisezimmer

Der Empfang ist sehr herzlich. Arvid kennt ja jeden zweiten Quartiergeber auf der Reise persönlich, weil er mindestens einmal jährlich vorbeikommt. Der chilenisch-schwäbische Rinderbraten, den Adela für uns zubereitet hat, sucht seinesgleichen. Den "Höhepunkt" des heutigen Tages erleben wir bei der Heimfahrt zu unserer Hütte. Wir verpassen die Abzweigung und ich manövriere beim Umkehren unser Auto so in den Graben, dass wir festsitzen. Dass wir Handy UND Telefonnummer der Hosteria mithaben, ist nicht selbstverständlich. Noch weniger selbstverständlich ist, dass es hier ein Netz gibt. In 15 Minuten ist Helmut vor Ort und bringt uns mit seinem 4X4 in 5 Minuten wieder auf den rechten Weg. Ich sage nur, 3 Männer, keine Aufregung, alles ganz ruhig und normal. Dennoch war es ein anstrengender Tag.
Bevor es endgültig zurück nach Puerto Varas und somit ans Ende der gesamten Reise und des Urlaubs geht, steht noch eine kleine Tour in den Nationalpark Conguillio auf dem Programm. Nach einem gemütlichen Frühstück bei Adela und Helmut machen wir uns auf den Weg.
Der Park liegt etwas abseits und ist mit 600 km² im Vergleich zu anderen chilenischen Nationalparks relativ klein. Er wird vom Vulkan Llaima beherrscht. Dieser bricht regelmäßig aus, zuletzt 2008. Vulkane, die regelmäßig oft ausbrechen, gelten als weniger gefährlich als die, die jahrzehnte- oder jahrhundertelang ruhen.

Quintral (tristerix verticillatus)  auf einem Crucero (Colletia hystrix) Im Parque Nacional Conguillio Vulkan Llaima Basaltsäulen im Parque Nacional Conguillio
Rote Blüte eines
Quintral auf einem
Crucero 
Nationalpark Conguillio
Wie auf einer Alm
in Österreich
Vulkan Llaima
Nationalpark
Conguillio
Basaltsäulen im
Nationalpark Conguillio

Die Laguna Verde (grüne Lagune) hat wenig Wasser und das Wetter im Inneren des Parks lädt zu keinem längeren Aufenthalt ein. Flora und Fauna sind aber einigermaßen wetterunabhängig.
Der Wasserfall Truful Truful hat denselben Namen wie der Fluss, der bei Paddlern und Raftern wegen der schönen Landschaft beliebt ist.

PN Conguillio, Laguna Verde Orchidee, Orchidaceae. Orquidea, Chloraea multiflora Wasserfall, Salto Truful Truful Schotter- und Lavaschichten am Rio Truful Truful
Laguna Verde Orchidee, Orchidaceae
Chloraea multiflora
Wasserfall
Truful Truful
Rio Truful Truful
Nationalpark Conguillio, Araukarien Carancho, Geierfalke, Karakara, Polyborus plancus, Caracara plancus
Wir sind im Land
der Araukarien
Geierfalke
Polyborus plancus
Karte Temuco-PuertoVaras

Von Cunco nach Puerto Varas

Auch heute bringen wir wieder über 500 km Fahrtstrecke zusammen, die aber dennoch sehr gemütlich zurückzulegen ist, weil wir hauptsächlich auf der Autobahn unterwegs sind. Die beiden nächsten Tage verbringe ich noch in Puerto Varas, um am Donnerstag, dem 13. Dezember 2012, die Heimreise anzutreten. Es folgen demnächst noch ein paar Ergänzungen zu meiner Reise, die ich bisher nicht unterbringen konnte . Meine längste und beeindruckendste Reise ist vorläufig zu Ende, ich zehre aber immer noch von der Schönheit Chiles und der Vielfalt der Erlebnisse, die ich ohne Arvid so nicht erfahren hätte.

Danke Arvid!

 

 

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© Text + Web: Wolfgang Raab, Bad Ischl, Austria, Arvid Puschnig, Hosteria Outsider, Puerto Varas, Chile