Reisebericht mit vielen Fotos von einer Chilereise vom November und Dezember 2012 |
Home Fotos Bericht Navigation Nützliches Impressum Facebook Suchen |
Inmitten der Atacama
Der Salar de Atacama ist mit 3500 km² der drittgrößte Salzsee der Welt. Wirtschaftlich von Bedeutung ist die Gewinnung von Borax (Borverbindungen sind antiseptisch, konservierend, weichmachend und flammhemmend) und Kalisalzen (Düngemittel). Das größte wirtschaftliche Interesse liegt am Abbau von Lithiumsalzen. Ein Viertel der gesamten Lithiumvorkommen der Erde liegen hier. An der Laguna Chaxa, 60 km von San Pedro entfernt, ist man schon ein schönes Stück im Salar. Außer Flamingos gibt es Ñandus, Enten, Gänse, Lamas, Guanakos, Vikunjas und Alpakas in dieser Gegend. Wir können Andenflamingos, Chileflamingos und Jamesflamingos aus nächster Nähe beobachten. Sie fischen dort aus dem salzhaltigen Wasser eine ganz seltene Art von "Shrimps", die an die hohe Salzkonzentration optimal angepasst sind. Neben einigen Wasservögeln gibt es in der absolut lebensfeindlichen Wüste auch schöne Eidechsen.
Bilder zum Vergrößern anklicken! (gilt für den ganzen Reisebericht)Der Fußweg führt über reines Salz, während die umgebende Salzkruste aufgebrochen, verunreinigt und kaum begehbar ist. Am Geruch merkt man die Schwefelausblühungen, die sich auch durch eine leichte Gelbfärbung erkennen lassen. 70 km südlich befindet sich einer der tätigsten Vulkane Chiles, der 5600m hohe Lascar, dessen heftigster Ausbruch 1993 stattfand.
Anschließend fahren wir 80 km weiter zu den Lagunas Miscanti und Miñiques. Von 2600m müssen wir auf 4200 m Seehöhe, was bei der großen Entfernung nicht allzu sehr spürbar ist. Auf einer Passhöhe ist die Information bzw. Kassa stationiert, die von drei Chileninnen geführt wird. Die Belehrungen, was erlaubt ist und was nicht, sind eindringlich und korrekt, ähnlich wie in amerikanischen Nationalparks.
Die beiden Lagunen liegen in vulkanischem Gebiet. Es könnten durchaus Kraterseen oder Seen in Scheinkratern sein. Auf vorgegebenen Wegen kann man Wasservögel und Guanakos beobachten.
Beide Lagunen haben Süß- bzw. Schmelzwasserzufluss. Dennoch finden sich an den Ufern Salzablagerungen, da kein Abfluss existiert und der Wasserstand ausschließlich durch Verdunstung geregelt wird.
Auf der Rückfahrt sind die Verwitterungen des vulkanischen Materials besonders auffällig. Der
relativ flache Hang ist von unterschiedlich tiefen Gräben durchzogen, die auf fallweise starke Wasserflüsse hinweisen.
Das
Bachbett auf dem unteren Foto liegt 4 bis 5 m unter dem Straßenniveau. Im
"Bolivianischen Winter" gibt es in den Bergen heftige Niederschläge, die diese Gräben auswaschen.
Kaum vorstellbar, dass dieses Gerinne bei Toconao vor ein paar Jahren aus dem Canyon austrat und eine Überschwemmung mit Todesopfern zur Folge hatte.
18 Kilometer vor San Pedro ist die Zufahrt zum Atacama Large Millimeter Array (ALMA). Für Beobachtungen im Bereich von 1 bis 10 Millimeter ist absolut trockene Luft notwendig, daher befindet sich ALMA in etwa 5000 m Höhe. Nach Fertigstellung 2013 sollen 66 Antennen Entstehungsgebiete von Planeten, besonders massereiche schwarze Löcher sowie Dunkle Materie und Dunkle Energie orten und erforschen.
Bei einem Bummel durch in San Pedro de Atacama fällt die Kirche St. Peter auf, deren Dachkonstruktion nicht alltäglich ist. Es ist Kaktusholz.
Resultat des Tages: Ich weiß, dass ich manchmal schon zu viel gegessen und des Öfteren auch schon zu viel getrunken habe. Ich weiß jedoch auch, dass ich in meinem Leben noch lange nicht genug geschaut habe. Ich denke ich kann mich gar nicht sattsehen.
Der Vulkan El Tatio (sprich: "El Tatio" mit T und nicht "El Tazio" mit Z) ist Teil der Anden und liegt am Rande der Atacama. Am Fuß des Vulkankraters befindet sich ein Geothermalgebiet mit etwa 30 andauernd aktiven Geysiren und unzähligen heißen Quellen. Es ist das größte Geysirfeld auf der Südhalbkugel und nach dem Yellowstone-Nationalpark und Dolina Geiserow (Tal der Geysire) auf der Halbinsel Kamtschatka das drittgrößte der Welt. Nach einem Ausbruch, bei dem ein Gemisch aus überhitztem Wasser und Wasserdampf zu Tage tritt, liegt die Temperatur des kochenden Wassers auf Grund der 4300m Seehöhe bei ca. 86°C. Auch wenn die Geysire bezüglich der Höhe ihrer Eruptionen mit solchen auf Island, im Yellowstone oder auf Neuseeland nicht zu vergleichen sind, ist die Tour, die um 4 Uhr früh startet, absolut empfehlenswert. Im bequemen Bus überwindet man schlafend 1900 Höhenmeter und steigt in der Morgendämmerung bei Temperaturen zwischen minus 12 und minus 15°C aus. Der Sonnenaufgang mit den dampfenden Geysiren ist ein beeindruckendes Schauspiel.
Geysirfeld El Tatio, Karte |
Geysirfeld El Tatio |
Frühstück beim Geysirfeld El Tatio |
Kapuzenämmerling Cometocino del Norte |
Unser Aufenthalt ist kurz, aber ein Bad im arsenhaltigen Thermalbecken geht sich aus. Ob das gesund ist? Das Problem ist nicht die Temperatur im Wasser. Auch nach Sonnenaufgang ist es im Freien ziemlich kalt.
Wir haben den Bus gewählt, weil die Anfahrt in der Dunkelheit bei enger, schlechter und unübersichtlicher Straße nicht ganz ungefährlich ist. Unser "Guide" ist ein dynamischer lustiger junger Mann, dem wir vieles aber nicht alles glauben. Manchmal übertreibt er ein wenig, aber das gehört zum Job. Ein fragendes "OK?" mit anschließendem Kopfnicken der Zuhörer signalisiert ihm, dass alle kapiert haben, was er gesagt hat.
Hier leben Vikunjas in großen Verbänden, die immer von einem Macho (männliches Tier) angeführt werden. Ihre Wolle ist außergewöhnlich wertvoll. Vikunja-Fasern sind leicht, weich und stark. Sie haben einen Durchmesser von 1 Hundertstel Millimeter. Ein Tier liefert 250 g Wolle bzw. 125 Gramm fertigen Stoff einmal in 2 Jahren. Ein Schal kostet bei Pier Luigi Loro Piana in Mailand preiswerte 1500 Euro, ein Mantel lächerliche 30.000 (In Worten: dreißigtausend) Euro.
Auch am Rande der Atacama gibt es einen Rio Grande,der allerdings Río Putana heißt, den wir überqueren und an dessen Ufer wir interessante Wasservögel beobachten können.
Auf der Südhalbkugel steht man gewissermaßen auf dem Kopf, weshalb die Schwerkraft stark vermindert ist, wie ich hier demonstriere.
Das Weiß auf dem Fluss ist auch um 10 Uhr Vormittag noch Eis. |
||
Das Experiment mit der Schwerkraft |
Río Putana |
Anmerkung von Arvid zum Schwerkraft-Experiment: Hier schwanert (österreichisch für "schwindelt, übertreibt") Wolfgang ein bisschen. Natürlich liegt es nicht nur an der verminderten Schwerkraft im "unteren Teil" der Erdkugel, sondern auch an Wolfgangs Trainingseinheiten mit dem chilenischen Pisco Sour, die ihm zwar keine Flügel aber schier übermenschliche Kräfte verliehen haben.
Die Rückfahrt nach San Pedro führt uns durch das Dorf Machuca, das auf 3.950 m als historischer Rückzugsort für die Atacameños gilt und derzeit ganzjährig 5 Einwohner beherbergt. Hier befindet sich auch eine der ältesten Kirchen Chiles. Natürlich halten alle Tourbusse hier. Es gibt Andenken (Handarbeit) , Kaffee, Mate, Empanadas (Teigtaschen = Krapfen) sowie köstliche Lamaspießchen vom Grill. Offenbar reicht es zum Überleben. Über das Wochenende kommen zusätzlich einige Urlauber, um sich in den wenigen Hütten einzumieten.
Nach einem Mittagsschläfchen geht es Richtung Salzsee zur Laguna Cejar, in der ich bade und den Auftrieb einer gesättigten Salzlösung am eigenen Leib erfahren kann.
Die Lagune hat eine höhere Salzkonzentration als das Tote Meer und gehört damit zu den weltweit konzentriertesten Gewässern. Dabei ist zu bemerken, dass bei Konzentration der gesamte Anteil gelöster Salze - also nicht ausschließlich der Kochsalzanteil
- zu verstehen ist. Im Eintrittspreis sind 5 Liter Süßwasser im Kanister zum Abwaschen der Brühe
nach dem Bad inbegriffen.
Chemisch gereinigt fahre ich mit Arvid zu der archäologischen Fundstätte Aldea de Tulor. Hier lebten von 800 vor Christus bis 500 nach Christus die Atacameños. 1958 entdeckte der nach San Pedro de Atacama strafversetzte Pater Gustavo Le Paige die Überreste des ältesten Dorfes in der Atacama. In einer nachgebauten Rundhütte sind Funde der Ausgrabungen zu sehen. Im Hintergrund die Silhouette des 5900 m hohen Vulkans Licancabur. In seinem Krater befindet sich einer der höchstgelegenen Seen der Welt. Trotz extremer Außentemperaturen und Umweltbedingungen gedeihen dort Pflanzen und Tiere, für die sich die NASA und das SETI-Institut (Search for Extraterrestrial Intelligence) interessieren, um die Entwicklung des Lebens in seinen frühesten Stadien zu verstehen.
Man schätzt, dass rund 200 Einwohner hier lebten. Gegenwärtig ist wiederum ein Großteil des Dorfes unter Sand begraben. Der Bereich wurde nach der Entdeckung ausgegraben und nebenan wurden Häuser nachgebaut, die als Museum vor Ort dienen. Heute leiden die Ausgrabungen unter den Folgen des Klimawandels sowie unter den Auswirkungen von Regen, Wind und den Besuchern. Seit 1998 bemühen sich mehrere Organisationen, das indigene kulturelle Erbe für die Menschheit zu bewahren.
Die Überreste des Dorfes kann man von einer Plattform aus besichtigen. Eigentlich fehlt den Hütten nur das Dach, da sie nach der Freilegung wieder zugeweht
wurden.
Das Ganze ist in eine wunderbare Landschaft eingebettet, deren Wüstencharakter beeindruckend ist.
Bis vor ein paar Jahren konnte man im Museum von San Pedro noch die "Miss Chile", eine ungewöhnlich gut erhaltene etwa 2500 Jahre alte Hockermumie einer jungen Frau besehen. Auf Wunsch der indigenen Bevölkerung wurde sie jedoch aus den Schauräumen entfernt. Wann macht sich endlich eine Lobby für den Ötzi in Bozen stark? Auch er hätte sich eine ungestörte Totenruhe verdient.
Zu den Höhepunkten von San Pedro zählt mit Sicherheit das Valle de la Luna. Mehrere umliegende Wüstentäler sind wahrscheinlich genauso sehenswert, werden aber nicht so vermarktet. Die Beleuchtung ist beim Sonnenuntergang besonders schön, weswegen man dann ausnahmsweise einmal mehr Menschen in dieser Wüstengegend trifft. Es gibt einige besonders markante Formationen in dieser Wildnis aus Sand und Salz.
Valle de la Luna, Las Tres Marias |
Valle de la Luna | Valle de la Luna |
Valle de la Luna "Broken Heart" |
Valle de la Luna Amphitheater |
Kurz vor Sonnenuntergang kommen unzählige Fotografen und solche, die sich dafür halten (so wie ich) und fotografieren vermutlich in die falsche Richtung - zur Sonne. Dabei findet die Farbenpracht gegenüber statt.
Valle de la Luna Einen Schritt zurück! |
Valle de la Luna Mondlandschaft |
Valle de la Luna Vulkan Licancabur |
Valle de la Luna Vor Sonnenuntergang |
© Text + Web: Wolfgang Raab, Bad Ischl, Austria, Arvid Puschnig, Hosteria Outsider, Puerto Varas, Chile