Freitag,
21. Jänner 2011
Saltos de Petrohué
Ausflug zum Lago Todos los Santos, den Lavafeldern des Osorno bei
Petrohué und zu den Saltos de Petrohué
Von Puerto Varas geht es Richtung Ensenada. Wir halten wenige Kilometer nach der Abzweigung in Richtung
Petrohué bei Maderas Carintia - was so viel wie "Kärntner Holz" heißt. Beamte der österreichischen Bundesforste behaupteten Haider besäße Wald in Chile. Ob
das Fundo La Nueva Carintia tatsächlich Haider gehörte, ist natürlich reine Spekulation und, wenn nicht wahr, natürlich a schenes Gschichtal
Wir fahren den Petrohué stromaufwärts, vorbei an den Saltos, die wir später besuchen bis zum Lago Todos Los Santos, zu Deutsch See
"Allerheiligensee". Den Namen erhielt der Gebirgssee von Jesuiten, die ihn auf ihrem Weg nach Chiloé am 1. November, also am Allerheiligentag
1670, entdeckten. Die Panoramakarte des Vincente - Perez - Rosales - Nationalparks verdeutlicht die Lage des Sees, umgeben von den drei Vulkanen Osorno, Puntiagudo und Tronador.
Die Wanderung über die Lavafelder mit interessantem Bewuchs vermittelt ein eigenes Gefühl. Die tiefen Gräben (Deshielos) führen so gut wie nie Wasser, ändern aber jährlich
ihre Form und Ausdehnung. Das Schmelzwasser im Frühjahr und Sommer vom Osorno und dessen Gletscher fließt unterirdisch in den See. Auch das Regenwasser versickert in der wasserdurchlässigen Lavaasche.
Am Lavafeld | Deshielo |
Versunkene Reception | Lavaaschefeld |
Arvid und Eva sind hungrig | Tineo, Weinmannia trichosperma |
Auf der Rückfahrt sind deutlich weniger Besucher bei den Saltos de Petrohué. Rainer und Rüdiger üben sich in Coolness und fahren auf der Schotterpiste einmal auf der Ladefläche mit. Wie sehr die Straßen hier einem Zündschlüssel zusetzen können, zeigt das Bild. Daher landet das Teil auf Rumpelpisten - nicht rechtzeitig abgezogen - immer unter Arvids Gebein. Sein jeweiliger Nebenmann tauchte ihn - aus Gründen der eigenen Sicherheit - dann wieder hoch. Zum Abstellen und Starten unseres im übrigen sehr verlässlichen Pickups war er schließlich notwendig.
Gleich beim Eintritt zu de Saltos de Petrohué durfte Rainer um 100 Peso (15 cent) ein Geheimnis der Mapuche lüften.
Dieses anzügliche Kunstwerk hat tatsächlich Tradition und wird von den Mapuche in verschiedensten Größen hergestellt. In Chile leben die Mapuche hauptsächlich in den Provinzen Bio-Bio, Arauco, Malleco, Cautin, Valdivia, Osorno, Llanquihue und
Chiloé. Mapuche bedeutet "Menschen der Erde". Die Mapuche sind das größte indigene Volk in Chile. Zwischen 1860 und 1885 wurden als Resultat eines gemeinsamen Kriegsfeldzuges, der unter dem Namen
"Befriedung Araukaniens" in Chile und "Eroberung der Wüste" in Argentinien bekannt ist, rund 100 000 Mapuche auf äußerst grausame Weise umgebracht. Die Beschlagnahme von Land und die Zwangsverschleppung in indigene Reservate von Mapuche, die den Krieg überlebt hatten, wurde von den Staaten Chile und Argentinien mit der klaren Absicht durchgeführt, die Mapuche sowohl physisch als auch kulturell
auszumerzen. Landknappheit, hervorgerufen durch die Kolonisierung durch Europa, betrügerische Besetzung, gefälschte Verträge und wirtschaftliche Ausbeutung der Natur ist einer der Gründe, warum die Mapuche ihre Heimatorte verlassen. Leider gilt weiterhin, trotz der Rückkehr zur Demokratie, dass sich an der Situation der Mapuche sehr wenig geändert hat. Seit Jahrzehnten versucht die
Regierung, ihnen die kulturellen Werte des Einheitsstaates aufzuzwingen, die Sprache Mapudungun zum Verschwinden zu bringen und ihre Kultur zu entwerten. Die Missachtung einer eigenständigen Entwicklung reicht tief in die chilenische Gesellschaft. Die staatlichen Bildungsprogramme zeichnen ein sehr unrühmliches Bild der Mapuche, die ähnlich wie die nordamerikanischen Indianer als unterwürfige und alkoholabhängige Gruppe dargestellt werden. Es verwundert daher nicht, dass Jugendliche vermeiden, sich als Angehörige eines indigenen Volkes zu identifizieren, weil sie sich ihrer
Identität schämen. Bei Gerichten und bei der Staatsanwaltschaft gelten teilweise noch immer Gesetze der Pinochet-Diktatur und der Militärregierung. Für die erzwungene Privatisierung der Mapuche-Territorien und die zwischenzeitlich entgangene Nutzungsmöglichkeit wurde bis heute keine Wiedergutmachung geleistet.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker ersucht daher die UN-Menschenrechtskommission, die chilenische Regierung dazu aufzufordern, die Mapuche endlich als Ureinwohnervolk in Chile anzuerkennen.
Vielleicht können wir diesen Film einmal sehen: Weitere Infos : |
Saltos de Petrohué
Für die Saltos sollte man Hochwasser bzw. Schneeschmelze, strahlenden Sonnenschein und Einzelzutritt bestellen, dann könnte man vielleicht folgende Fotos machen:
Saltos im Frühjahr bei Schmelzwasser | |
unten: Saltos bei Normalwasserstand | Ohne Event geht anscheinend nichts mehr |
Videos: http://www.youtube.com/watch?v=9KhP6PcxUe0&feature=related | |
An den Ufern des Río Petrohué | Auch bei Normalwasserstand hier nicht unbedingt zum Schwimmen und Baden geeignet |
Río Petrohué | Rüdiger und Wolfgang |
Kinder müssen spielen | |
Ein Stück stromabwärts beginnt eine beliebte Raftingstrecke, die je nach Jahreszeit mit Wildwasser 3 bis 4 eingestuft ist. Für weniger mutige gibt es noch weiter stromabwärts ruhigeres Wasser. Wir sind wasserscheu, verzichten auf diesen Nervenkitzel und fahren nach einem weiteren erlebnisreichen Tag nach Hause.
Seit gestern wissen wir, dass es bei unserem "fast Nachbarn" Hansi Grugger in Innsbruck ums Überleben geht, was uns sehr betroffen macht und uns auch in den nächsten Tagen und Wochen täglich beschäftigt. Mittels Internet halten wir uns auf dem Laufenden und drücken für Hans und Ingrid die Daumen.
Anmerkung: Der österreichische Skirennläufer Hans Grugger
stürzte am 20. Jänner 2011 beim Training zur Weltcupabfahrt in Kitzbühel
schwer und musste in der Universitätsklinik Innsbruck notoperiert werden.
© Text + Fotos: Wolfgang Raab, Bad Ischl, Austria Web: Arvid Puschnig, Hosteria Outsider, Puerto Varas, Chile