Reisebericht  Chile 

15. Jänner bis 7. Februar 2011

 Ein Bericht von Wolfgang Raab

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Freitag, 21. Jänner 2011

Saltos de Petrohué

Ausflug zum Lago Todos los Santos, den Lavafeldern des Osorno bei Petrohué und zu den Saltos de Petrohué

Von Puerto Varas geht es Richtung Ensenada. Wir halten wenige Kilometer nach der Abzweigung in Richtung Petrohué bei Maderas Carintia - was so viel wie "Kärntner Holz" heißt. Beamte der österreichischen Bundesforste behaupteten Haider besäße Wald in Chile. Ob das Fundo La Nueva Carintia tatsächlich Haider gehörte, ist natürlich reine Spekulation und, wenn nicht wahr, natürlich a schenes Gschichtal

Anfahrtsplan   Lageplan des Fundos
Anfahrtsplan Puerto Varas - Ensenada - Saltos de Petrohue Maderas Nueva Carintia Fundo Nueva Carintia, Lageplan


Wir fahren den Petrohué stromaufwärts, vorbei an den Saltos, die wir später besuchen bis zum Lago Todos Los Santos, zu Deutsch See "Allerheiligensee". Den Namen erhielt der Gebirgssee von Jesuiten, die ihn auf ihrem Weg nach Chiloé am 1. November, also am Allerheiligentag 1670, entdeckten. Die Panoramakarte des Vincente - Perez - Rosales - Nationalparks verdeutlicht die Lage des Sees, umgeben von den drei Vulkanen Osorno, Puntiagudo und Tronador. 

Panoramakarte Rüdiger am Todos los Santos Traunsee zum Vergleich
Panoramakarte vom Parque Nacional Vicente Perez Rosales Lago Todos los Santos, Traunsee im Vergleich

Die Wanderung über die Lavafelder mit interessantem Bewuchs vermittelt ein eigenes Gefühl. Die tiefen Gräben (Deshielos) führen so gut wie nie Wasser, ändern aber jährlich ihre Form und Ausdehnung. Das Schmelzwasser im Frühjahr und Sommer vom Osorno und dessen Gletscher fließt unterirdisch in den See. Auch das Regenwasser versickert in der wasserdurchlässigen Lavaasche. 

Am Lavafeld Deshielo
Lavafeld beim Vulkan Osorno Deshielo beim Vulkan Osorno
Versunkene Reception  Lavaaschefeld
Petrohue  Lavaaschefeld bei Petrohue
Arvid und Eva sind hungrig Tineo, Weinmannia trichosperma
Parkplatz in Petrohue, Arvid und Eva sind hungrig Tineo, Palo Santo, Weinmannia trichosperma

Auf der Rückfahrt sind deutlich weniger Besucher bei den Saltos de Petrohué. Rainer und Rüdiger üben sich in Coolness und fahren auf der Schotterpiste einmal auf der Ladefläche mit. Wie sehr die Straßen hier einem Zündschlüssel zusetzen können, zeigt das Bild. Daher landet das Teil auf Rumpelpisten - nicht rechtzeitig abgezogen - immer unter Arvids Gebein. Sein jeweiliger Nebenmann tauchte ihn - aus Gründen der eigenen Sicherheit - dann wieder hoch. Zum Abstellen und Starten unseres im übrigen sehr verlässlichen Pickups war er schließlich notwendig.

Abenteurer Rüdiger und Rainer Zündschlüssel eines Nissan mit 
Gebrauchsspuren
Rüdiger und Rainer auf Arvids Pickup Zündschlüssel eines Nissan mit Gebrausspuren


Gleich beim Eintritt zu de Saltos de Petrohué durfte Rainer um 100 Peso (15 cent) ein Geheimnis der Mapuche lüften.

Indio Pícaro Indio Pícaro, hochgehoben
Indio Pícaro: Vorher Nacher

Dieses anzügliche Kunstwerk hat tatsächlich Tradition und wird von den Mapuche in verschiedensten Größen hergestellt. In Chile leben die Mapuche hauptsächlich in den Provinzen Bio-Bio, Arauco, Malleco, Cautin, Valdivia, Osorno, Llanquihue und Chiloé. Mapuche bedeutet "Menschen der Erde". Die Mapuche sind das größte indigene Volk in Chile. Zwischen 1860 und 1885 wurden als Resultat eines gemeinsamen Kriegsfeldzuges, der unter dem Namen "Befriedung Araukaniens" in Chile und "Eroberung der Wüste" in Argentinien bekannt ist, rund 100 000 Mapuche auf äußerst grausame Weise umgebracht. Die Beschlagnahme von Land und die Zwangsverschleppung in indigene Reservate von Mapuche, die den Krieg überlebt hatten, wurde von den Staaten Chile und Argentinien mit der klaren Absicht durchgeführt, die Mapuche sowohl physisch als auch kulturell auszumerzen. Landknappheit, hervorgerufen durch die Kolonisierung durch Europa, betrügerische Besetzung, gefälschte Verträge und wirtschaftliche Ausbeutung der Natur ist einer der Gründe, warum die Mapuche ihre Heimatorte verlassen. Leider gilt weiterhin, trotz der Rückkehr zur Demokratie, dass sich an der Situation der Mapuche sehr wenig geändert hat. Seit Jahrzehnten versucht die Regierung, ihnen die kulturellen Werte des Einheitsstaates aufzuzwingen, die Sprache Mapudungun zum Verschwinden zu bringen und ihre Kultur zu entwerten. Die Missachtung einer eigenständigen Entwicklung reicht tief in die chilenische Gesellschaft. Die staatlichen Bildungsprogramme zeichnen ein sehr unrühmliches Bild der Mapuche, die ähnlich wie die nordamerikanischen Indianer als unterwürfige und alkoholabhängige Gruppe dargestellt werden. Es verwundert daher nicht, dass Jugendliche vermeiden, sich als Angehörige eines indigenen Volkes zu identifizieren, weil sie sich ihrer 
Identität schämen. Bei Gerichten und bei der Staatsanwaltschaft gelten teilweise noch immer Gesetze der Pinochet-Diktatur und der Militärregierung. Für die erzwungene Privatisierung der Mapuche-Territorien und die zwischenzeitlich entgangene Nutzungsmöglichkeit wurde bis heute keine Wiedergutmachung geleistet. 

Karte, Verbreitungsgebiet der Mapuche in Chile Die Gesellschaft für bedrohte Völker ersucht daher die UN-Menschenrechtskommission, die chilenische Regierung dazu aufzufordern, die Mapuche endlich als Ureinwohnervolk in Chile anzuerkennen.

Vielleicht können wir diesen Film einmal sehen:
http://womblog.de/2010/10/29/kampf-der-mapuche-um-das-land-ihrer-vorvter-
dokumentarfilm-uraufgefhrt/

Weitere Infos : 
http://de.mapuches.org/info/artetv100206_2.html

 

Saltos de Petrohué

Für die Saltos sollte man Hochwasser bzw. Schneeschmelze, strahlenden Sonnenschein und Einzelzutritt bestellen, dann könnte man vielleicht folgende Fotos machen:

Saltos im Frühjahr bei Schmelzwasser 
Saltos de Petrohué Saltos de Petrohué
unten: Saltos bei Normalwasserstand Ohne Event geht anscheinend nichts mehr
Saltos de Petrohué Jetboat bei den Saltos de Petrohué
Videos: http://www.youtube.com/watch?v=9KhP6PcxUe0&feature=related
An den Ufern des Río Petrohué Auch bei Normalwasserstand hier nicht unbedingt zum Schwimmen und Baden geeignet
An den Ufern des Río Petrohue Wolfgang am Rio Petrohué
Río Petrohué Rüdiger und Wolfgang
Río Petrohué Rüdiger und Wolfgang am Río Petrohué
Kinder müssen spielen
Rüdiger am Río Petrohué

Ein Stück stromabwärts beginnt eine beliebte Raftingstrecke, die je nach Jahreszeit mit Wildwasser 3 bis 4 eingestuft ist. Für weniger mutige gibt es noch weiter stromabwärts ruhigeres Wasser. Wir sind wasserscheu, verzichten auf diesen Nervenkitzel und fahren nach einem weiteren erlebnisreichen Tag nach Hause. 

Seit gestern wissen wir, dass es bei unserem "fast Nachbarn" Hansi Grugger in Innsbruck ums Überleben geht, was uns sehr betroffen macht und uns auch in den nächsten Tagen und Wochen täglich beschäftigt. Mittels Internet halten wir uns auf dem Laufenden und drücken für Hans und Ingrid die Daumen. 

Anmerkung: Der österreichische Skirennläufer Hans Grugger stürzte am 20. Jänner 2011 beim Training zur Weltcupabfahrt in Kitzbühel schwer und musste in der Universitätsklinik Innsbruck notoperiert werden.

  

 

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© Text + Fotos: Wolfgang Raab, Bad Ischl, Austria   Web: Arvid Puschnig, Hosteria Outsider, Puerto Varas, Chile