Sonntag, 23. Jänner 2011
Frutillar und Puerto Octay
Rüdiger bleibt bei etwas angeschlagener Gesundheit lieber zu Hause. Arvid schlägt vor über Frutillar nach Puerto Octay zum Mittagessen ins Hotel Haase auf einen Schweinebraten zu fahren. Das Wetter ist prächtig und die Fahrt auf Chiles Straßen wie immer ein Erlebnis. Dazu muss einmal etwas zu den chilenischen Verkehrsregeln und zum chilenischen Autofahren im Allgemeinen gesagt werden. Grundsätzlich können wir behaupten, uns nie unsicher gefühlt zu haben, zumal einerseits die Straßenverhältnisse andrerseits Geschwindigkeitsbeschränkungen Rasen nicht erlaubt. Dennoch gibt es bemerkenswerte Unterschiede gegenüber Europa, über die aufgeklärt zu sein, nicht schadet, im Extremfall lebensrettend sein kann. Im Besonderen ist das Linksabbiegen anders geregelt und zwar nach Stadt - Land
Stadt | Land |
1. links blinken |
1. rechts blinken |
"Landverhalten" ist in der Stadt klarerweise unmöglch, "Stadverhalten" am Land hingegen lebensgefährlich, weil nämlich auf Überlandstraßen
kurz links blinken dem Nachkommenden signalisiert: "Du kannst mich überholen"! Das sollte man unbedingt wissen!
Das Fahren auf Autobahnen ist Gewöhnungsbedürftig aber durchaus sicher, weil
vieles unaufgeregt "einfach so ist". Die Geschwindigkeit ist mit 120 km/h, auf
manchen Abschnitten mit 100 km/h, beschränkt. Über folgende Ereignisse sollte man sich weder wundern noch besonders aufregen und gegebenenfalls eben darauf entsprechend Rücksicht nehmen:
* Auf dem Abstellstreifen können Jogger laufen, Radfahrer fahren, Autostopper gehen und das im Extremfall in beiden Richtungen
* Auf dem Abstellstreifen gibt es Bushaltestellen für Fernverkehrsbusse
* In sehr ländlichen Gegenden queren Fußgänger (meist vorsichtig) die Autobahn
Ö3 mit Verkehrsfunk gäbe es - chilenische Verhältnisse auf Österreich übertragen nicht - weil wegen Läufer- , Geisterläufer- , Radfahrer- , Geisterradfahrer- bzw. Fußgängermeldungen keine Zeit für ein Musikprogramm bliebe.
Viele dieser Häuser mit Blech- verkleidung stehen unter Denk- malschutz |
Der Vulkan Osorno von Puerto Octay aus |
Frutillar
Frutillar liegt am Westufer des Lago Llanquihue, der mit rund 860 km²
der zweitgrößte See Chiles ist. Direkt auf der gegenüberliegende Seeseite,
sieht man den mächtigen Vulkan Osorno . Frutillar ist stark deutsch geprägt.
Ab Mitte des 19.Jahrhunders besiedeln deutsche Einwanderer die Gegend um den
Lago Llanquihue. Frutillar wird von deutschen Einwanderern 1856 gegründet.
Frutillar hat (2010) rund 18.000 Einwohner und besteht aus einer Oberstadt (Frutillar Alto) und der Unterstadt (Frutillar Bajo), die direkt am Seeufer liegt. Der Tourismus ist das wichtigste Standbein von Frutillar. Ein Yacht-Club lädt zu Segeltouren auf dem See ein. Zudem bietet das Teatro del Lago vielfältige kulturelle Angebote. Auch finden alljährlich Frutillar-Musikwochen statt.
Es gibt hier schon lange den gemischten Chor "Liederkranz", deren Leiter sowohl Amateur- als auch Profi-Musiker aus Chile und dem Ausland durch ihr Charisma anzogen. In enger Zusammenarbeit mit der Universität und der chilenischen Luftwaffe (es muss die musikalischte der Welt sein!) führte die Gesellschaft für Kulturelle Musikwochen Frutillar Sommerfestwochen durch. Als das Hotel, in dem die Veranstaltungen stattfanden 1996 abbrannte, konnte der Bau des Teatro del Lago
dank Bemühungen der Gemeinde, privater Initiatoren sowie Freunden und Spendern initiiert werden.
Von der Grundsteinlegung 1998 bis zur Eröffnung vergingen 12 Jahre. Das Haus hat 1200 Plätze, ein Amphitheater für 270 Personen und weitere Mehrzweckräume und Foyers für Ausstellungen, Tagungen, Konferenzen und Prüfungen. Das Hauptziel des Teatro del Lago ist durch musikalische und allgemein künstlerische Erziehung und Fortbildung die Intelligenz, Kreativität, soziale Kompetenz und damit ein positives Selbstbild zu fördern. Dahinter steht die Überzeugung, dass Menschen, die in künstlerischen Disziplinen aktiv sind, nicht nur ihre Bildung, sondern auch ihre Lebenqualität verbessern. Nachzulesen
unter http://www.teatrodellago.cl/web/
Puerto Octay
Weiterahrt nach Puerto Octay einem Dorf mit etwa 2500 Einwohnern (2005) am Nordufer des Lago Llanquihue. Auch hier stehen viele deutsche Gebäuden aus der Zeit um 1910. Seinen Namen verdankt das Dorf seinem ersten Bewohner. Der deutschstämmige Cristino Ochs besaß einen Laden, der das Synonym für den Ort wurde: "Donde Ochs hay"
(Wo es den Ochs gibt) wandelte sich zu Octay. Tourismus und intensive Landwirtschaft mit teilweise mit großen Viehbeständen, Forstwirtschaft und Fischerei sind Haupteinnahmequellen der Gemeinde. Ein wahres Kleinod in diesem verträumten Ort ist das Hotel Haase. Es hat so viel Atmospäre, dass wir es in anderer Besetzung auf einer Tour ein zweites Mal besuchten, weshalb sich Bilder vom 23.Jänner und 31.Jänner vermischen - wie auch schon in Frutillar.
Der Schweinebraten hier ist einzigartig, weil man in Chile fast nur Rindfleisch verzehrt. Ebenso einzigartig das Preis - Leistungsverhältnis.
Ein geruhsamer Tag mit schönen Eindrücken und der Erkenntnis, dass man schon einmal 50 km ( von A Puerto Varas nach B Puerto Octay) auf ein Schweinsbratl fahren kann. Der Abend klingt bei Arvid mit Rüdiger, Eva und Rainer gemütlich nicht ohne Pisco Sour bzw. kühlem Quell aus. Was das für ein hervorragendes Getränk ein Pisco Sour ist - später einmal!
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© Text + Fotos: Wolfgang Raab, Bad Ischl, Austria Web: Arvid Puschnig, Hosteria Outsider, Puerto Varas, Chile