Dienstag, 1. Februar 2011
Termas de Ralún
Conny und Kuno machen mit Arvid heute den Ausflug nach Cochamó (24. Jänner 2011). Dabei ergibt sich für uns die Gelegenheit die Naturtherme in Ralún zu besuchen. Arvid ist skeptisch, ob uns das wirklich gefallen würde, weil er natürlich viele große und ausgebaute Thermalbäder Chiles kennt. Einen kleinen Überblick erhält man auf der Internetseite: http://www.termas.cl/index.php Hier findet man auf Anhieb 21 der größeren von ca. 80 im Ranking angeführten chilenischen Thermen. Termas Ralun rangiert mit 772 Besuchern im Februar 2011 an 35. Stelle, also im Mittelfeld. Wir entschließen uns, bei den Termas auszusteigen und uns am Abend abholen zu lassen. Die Anreise entspricht genau der Strecke vom 24.Jänner 2011.
Der Weg von der Straße bis zum Fluss Petrohué (ca. 1km) ist nur schwer befahrbar und so beschließen wir, auf der Rückreise an der Ruta 69 einzusteigen.
Wann wie viele Menschen sich dort tummeln entnimmt man der Statistik unter http://www.termas.cl/index.php Fest steht, dass der Wasserstand des Petrohué den Zutritt zu den beiden "Pools" regelt, d.h., dass es bei Schneeschmelze und Hochwasser diese Thermen nicht gibt. Jedenfalls ist das Wasser so, wie man es von einer Therme erwartet. Wie weit es auch heilkräftig ist, konnten (und wollten) wir nicht in Erfahrung bringen. Jedenfalls ist es die natürlichste Naturtherme, in der wir je baden konnten. Das Badevergnügen konnte nicht einmal die nahezu unmögliche Kommunikation mit den ausschließlich chilenischen Besuchern trüben. Rüdiger kann ein paar Vokabeln Spanisch und ein Chilene konnte ein paar Wörter Deutsch - der Rest spielte sich in Gebärdensprache ab und es ist erstaunlich, wie gut das geht.
Bevor sich die Haut der hoch stehenden Sonne wegen zu sehr rötete, brachen wir auf Arvids Hinweis zu einem nahe gelegenen Bauernhof auf. Nach 1km und 100 Höhenmetern bot sich uns ein sehr idyllischer Anblick.
Wie auf dem Satellitenbild erkennbar, führt nur der schwarz eingezeichnete Fußweg zu dieser Wirtschaft. Einige Kühe, Schweine, Schafe, Gänse, Hühner und etliche Bienenstöcke bilden die Lebensgrundlage für die wenigen hier lebenden Menschen.
Viele Besucher werden hier sicher nicht erwartet und so überzeugt sich der Besitzer zunächst von unseren lauteren Absichten - nur schauen und staunen - ehe er sich wieder an die Arbeit begibt. Eine ähnliche Aussicht könnte man auf einer österreichischen Alm auch haben. Allerdings sind die Klimabedingungen auf 150m Seehöhe wenige Kilometer vom nördlichsten Fjord Chiles (Estuario de Reloncaví) entfernt völlig andere. Die nächste größere Gemeinde ist Cochamó mit 4400 Einwohnern mit 1 Einwohner pro km². Die vorwiegend ländliche Bevölkerung lebt ärmlich. Aufkeimender sanfter Tourismus wie Trekking und Climbing (man könnte auch Wandern, Klettern oder Bergsteigen sagen!) verbessern die Verdienstmöglichkeiten. Die Betreiber solcher Unternehmungen sind aber nicht immer Chilenen.
Der Bevölkerungszuwachs in dieser Region betrug in den vergangenen 20 Jahren ca. 0%, darüber kann die chilenische Wäscheleine auch nicht hinwegtäuschen. Wie die Verhältnisse bei den Schweinen sind, lässt sich aus einer Einzelbeobachtung nicht erschließen. Jedenfalls verbarg sich in dem Wellblechschuppen eine richtige "Ferkelei", maximal Stunden alt, wie man aus der noch nicht abgestoßenen Plazenta schließen kann.
Damit hatte auch dieser Tag genügend Überraschendes für uns. Wer den Anblick bewegt sehen möchte - hier die Adresse: http://www.youtube.com/watch?v=lX5vjKXYyyw
© Text + Fotos: Wolfgang Raab, Bad Ischl, Austria Web: Arvid Puschnig, Hosteria Outsider, Puerto Varas, Chile Tel.+56 (0)65 2231056