Andrea und Lena in Puerto Varas
4 Tage in Puerto Varas
Wanderung im Cochamó-Tal
20. 09. 2007: Eine Freundin in San Felipe hatte uns die Hosteria Outsider in Puerto Varas empfohlen. Die Stadt gilt als das touristische Zentrum des Kleinen Südens Chiles, des chilenischen Seengebietes. Der Nachtbus von Santiago kam pünktlich um 8 Uhr 30 an, und die Hostería Outsider war auch nicht schwer zu finden. Eigentlich wollten wir uns an diesem Tag noch etwas von der langen Busfahrt ausruhen. Arvid, der Besitzer der Hostería, und Elias, sein Bekannter aus Concepción, der in Puerto Varas eine Reiseagentur aufmachen will, schlugen uns jedoch gleich vor, mit ihnen an einer Trekkingtour am Vulkan Osorno teilzunehmen. Mit von der Partie war auch Elias´Frau, Angela. So fuhren wir denn auch zu fünft in Elias´ Camioneta in Richtung Osorno. Am Lago Llanquihue, dem zweitgrößenten See Chiles und dem fünftgrößten Südamerikas, entlang ging es zunächst nach Ensenada, wo wir in einem kleinen Supermercado noch etwas Proviant für unsere bevorstehende Tour einkauften. Der bei unserer Abfahrt blaue Himmel war jetzt wolkenbedeckt, und als wir bei Stromschnellen am Rio Petrohué eine kleine Fotopause einlegten, fing es heftig zu regnen an. Die Tour auf den Osorno schien uns bei diesen Wetterbedingungen wenig sinnvoll zu sein. Als Alternative für den heutigen Tag wäre eine Wanderung im Valle de Cochamó genau das Richtige, meinte Arvid.
Gesagt, getan. Wir fuhren zum Reloncaví-Fjord, dem nördlichsten Fjord Chiles, bis zu dessen Hauptort, Cochamó. Nach einem kurzen Besuch in der Riverside-Lodge von Campo Aventura machten wir uns auf den Weg in das Cochamó-Tal, welches durch die beiden nordamerikanischen Bankräuber, Butch Cassidy und Sundance Kid zu Beginn des vorigen Jahrhunderts zur traurigen Berühmtheit geworden ist. Und natürlich auch durch den Western-Klassiker "Butch Cassidy und Sundance Kid" mit Paul Newman iund Robert Redford in den Hauptrollen. Die beiden Gangster hatten sich jenseits der Anden, in Argentinien, niedergelassen und benutzten oft diesen Weg über die grüne Grenze nach Chile, um sich so ihren Verfolgern zu entziehen. Arvid hatte uns gewarnt, der Weg wäre alles andere als ein Sonntagsspaziergang und eigentlich nur mit dem Pferd zu bewältigen. Nun, nachdem wir ein paar Kilometer auf diesem abenteuerlichen Pfad Richtung La Junta gewandert sind, können wir das bestätigen. Immer wieder mussten wir Bäche, auf Steinen balanzierend, überqueren. Manchmal war der Pfad so voller Schlamm, dass wir einen Umweg durch das Dickicht des Urwaldes nehmen mussten. Lena verletzte sich an der Hand, als sie in einen Stacheldraht griff. Einmal überquerten wir einen reißenden Fluß über einen rutschigen Baumstamm als Brücke. Am Rückweg mussten wir an einem ausgewachsenen Stier vorbei. Immerhin aber hatte es während unserer ganzen Wanderung nicht geregnet. Regen setzte erst wieder ein, als wir schon zurück bei unserem Auto waren.
Seelöwen bei Caleta La Arena und Regenwald
21. 09. 2007: Auch heute war nicht der richtige Tag für die Vulkantour. Seelöwen und Regenwald waren deshalb angesagt. Da muss nicht unbedingt die Sonne scheinen. Wir waren wieder zu fünft: Andrea und Lena, Angela und Elias, und Arvid, der diesmal mit seiner Camioneta fuhr. Puerto Varas, Puerto Montt, dann über das erste Teilstück der berühmten Carretera Austral bis Caleta La Arena. Dort heuerten wir ein Boot samt Capitano an, welches uns zu einem Felsen im Fjord brachte, auf dem eine große Seelöwenkolonie lebt. Die Tiere dort waren anscheinend nicht an Besucher gewöhnt, denn als wir uns ihnen näherten, begrüßten sie uns mit lautem Gebrüll.
Fischerhütten, eine Lachsfarm und die Rampe der Fähre über den Fjord, das ist Caleta La Arena. Und es gibt dort auch zwei kleine Restaurants. In einem davon genehmigten wir uns ein paar Empanadas zu Mittag, bevor wir unseren nächsten Programmpunkt, eine Wanderung im Regenwald im Alerce-Andino-Nationalpark, angingen. Der Parkeingang ist ein paar Kilometer abseits der Carretera und nur mit einem Auto mit entsprechender Bodenfreiheit zu erreichen. Die Wanderung durch den Regenwald, vorbei an Canelos (Zimtbaum), Coigües (Südbuche), Mañios (Steineibe), Arrayanes (Myrtengewächs), riesigen Farnen und Bambus, führte uns zunächst zu einem Wasserfall und dann zu einer fast 3000 Jahre alten Alerce. Alercen gehören zu den langlebigsten Bäumen der Welt. Die ältesten schätzt man sogar auf ca. 3600 Jahre. Ein bisschen Geschick und Gleichgewichtssinn waren schon notwendig, um auf dem Rückweg an einem Wasserfall, dessen Wasser sich über unseren Weg ergoss, vorbei zu kommen.
Schnee am Osorno
22. 09. 2007: Angela und Elias waren heute zurück nach Concepción gefahren. Aber es waren neue Gäste in der Hosteria Outsider eingetroffen, die mit uns die Tour auf den Osorno unternehmen wollten. Ein Kanadier und Manuel aus Santiago begleiteten uns heute zum Vulkan. Es war Bilderbuchwetter, kein Wölkchen am Himmel. Wir starteten in Puerto Varas um halb elf. Bei schönem Wetter lohnt sich auch ein Besuch der Saltos de Petrohué. Die lagen ohnehin auf unserem Weg. Es ist schon beeindruckend, wie sich der Río Petrohué dort durch das Lavagestein in Jahrtausenden seinen Weg gebahnt hat. Mit der anschließenden kleinen Wanderung runter zum Fluss dauerte unser Besuch dort etwa eine Stunde. Weiter ging es dann nach Petrohué zum Lago Todos loa Santos. Dort beginnt auch die berühmte Cruce-de-Lagos-Tour, mit dem Schiff und Bus über die Anden nach Argentinien, die vor ca. 100 Jahren von dem argentinischen Reiseunternehmer Ricardo Roth erstmals durchgeführt wurde und damit die erste rein touristische Attraktion Südamerikas war. Ricardo Roth warb seine Kunden damals in den Cafés in Buenos Aires an. Auch Ernesto Che Guevara zählte in jungen Jahren einmal zu den Teilnehmern dieser Tour.
Wir aber hatten heute etwas anderes vor. Wir wollten zum Paso Desolación zwischen dem Vulkan Osorno und dem Cerro La Picada aufsteigen. Gut 1000 Höhenmeter und etwa 10 km Fußmarsch standen uns bevor. (Foto) Die erste Stunde ging es, immer leicht ansteigend, durch einen Wald Richtung Vulkan Osorno. Dann wurde die Vegetation immer spärlicher und der Weg wurde steiler. Nach einer weiteren Stunde erreichten wir die ersten Schneefelder (Foto) und das riesige Plateau zwischen dem Vulkan und dem Cerro La Picada. (Foto) Eigentlich hatten wir damit unser Ziel erreicht. Arvid hatte Elias versprochen, ein paar Fotos vom Weg mitzubringen, da dieser später einmal dort Trekkingtouren mit Touristen unternehmen möchte. Allerdings war der Wegverlauf wegen der vielen Schneefelder nicht auszumachen und damit auch nicht zu fotografieren. Arvid wusste aber, dass der Weg dort ziemlich weit rechts nahe dem Cerro La Picada verläuft. Einmal konnten wir sogar ein kurzes Stück davon sehen. Wer weiter rechts am Vulkan entlang geht, wird nämlich immer wieder an tiefe, schier unüberwindbare Rillen in dem brüchigen Lavagestein stoßen. (Foto) Um 5 Uhr traten wir dann den Rückweg an und erreichten noch kurz vor dem Eintreten der Dunkelheit unseren Parkplatz in Petrohué. ((Foto))
Pazifikstrand Playa Hua Huar
23. 09. 2007: Pinguine auf Chiloé oder Pazifikstrand bei Los Muermos. Nachdem wir heute etwas später aufgestanden waren und der Ausflug nach Chiloé wegen der Fähre doch länger dauern würde, entschieden wir uns für Letzteres. Über Nueva Braunau (benannt nach einem Ort in Tschechien) und Los Muermos ging es zunächst nach Caleta Estaquilla, einem Fischerdorf in einer Bucht am Pazifik westlich von Puerto Varas. Unsere beiden Begleiter von gestern waren diesmal nicht mitgekommen, sodass wir bei diesem Ausflug nur zu dritt waren. Nach einem kurzen Spaziergang in der Bucht bis zu einem Felsentor fuhren wir weiter zum Playa Hua Huar. Wir wanderten die Küste entlang, vorbei an einer großen Sanddüne, dann durch ein Tal mit Pferden und Kühen, von einem unberührten Strand zum anderen. Außer uns waren an diesem Tag nur noch ein paar Einheimische unterwegs, die, weil gerade Ebbe war, dort Krabben einsammelten. An einer schönen, windgeschützten Stelle ließen wir uns nieder, um Picknick zu machen und einfach den Anblick des Meeres zu genießen. So ließen wir unseren letzten Tag in Puerto Varas ausklingen.
© Arvid Puschnig, Hosteria Outsider, Puerto Varas, Chile - Fotos © Lena und Andrea, Basel, Schweiz