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Auf der Ruta 40 durch die argentinische Pampa


Der schnellste Weg in den tiefen Süden Chiles führt über Argentinien. Nach einem Umweg von 240 km und nach Überquerung der Anden am Paso Cardenal Semoré ist man dann wieder auf der Breite von Puerto Varas. Vorsicht bei der Verwendung von manchen Routenplanern! Google Maps kennt z.B. diesen meistbefahrenen Andenübergang südlich von Santiago nicht und schickt uns auf einen Umweg von ca.1000 km! Der jüngste Vulkanausbruch im Bereich des Vulkankomplexes Cordón Caulle vom Juni 2011 mit einer bis zu 10 km hohen Aschesäule betraf vor allem die hundert Kilometer östlich des Vulkans gelegene Touristenstadt San Carlos de Bariloche in Argentinien schwer. Im Umkreis von 50 -100 Kilometern sind ganze Landstriche verödet. Was wie Schneefelder auf den Bergen aussieht, sind Aschefelder. Teilweise liegt die Asche verblasen und zusammengeschwemmt mehrere Meter dick. In den betroffenen besiedelten Gebieten ist die Staubbelastung noch immer ein Problem. Seit über einem Jahr sind Lastwagen und Caterpillars im Einsatz um Straßenränder, Wege und Plätze vom Lavaschutt und Asche zu befreien. Mehr...

Bilder zum Vergrößern anklicken! (gilt für den ganzen Reisebericht)

Vulkanasche am Paso Cardenal Samoré

Paso Cardenal Samoré vor dem Vulkanausbruch

Am Paso Cardenal Samoré Vulkanasche am Paso Cardenal Samoré
5. 11. 2012
Vulkanasche am Paso
Cardenal Samoré
28. 1. 2011
Paso Cardenal Samoré
vor dem Vulkanausbruch
5. 11. 2012
Vulkanasche am Paso
Cardenal Samoré
5. 11. 2012
Paso
Cardenal Samoré

Die Ruta Nacional 40 ist mit 5200 km eine der längsten Fernstraßen der Welt und neben der Panamericana die bekannteste auf dem südamerikanischen Kontinent. Sie durchquert fast den gesamten Westen Argentiniens von Norden nach Süden. Sie führt von den Höhen der Anden durch Schafweiden der Pampa und die Steppen Patagoniens bis Río Gallegos. Trotz, oder besser gesagt, wegen ständiger Verbesserungen ist man auf einigen Streckenabschnitten nur mit geländegängigen Fahrzeugen sicher unterwegs. Auf allen Abschnitten sind permanent Bautrupps mit Gradern zur Verbesserung und Erhaltung im Einsatz. Insgesamt befahren wir den ca. 1800 km langen Abschnitt von Bariloche bis Rio Galliegos durch die Provinzen Rio Negro, Chubut und Santa Cruz.

              

Puerto Varas - El Chaltén

Ruta 40

Da wir rasch vorwärtskommen wollen, gönnen wir uns nur eine kurze Pause beim Lago Steffen. Für heute peilen wir Trevelin in der Nähe von Esquel an. Die beiden Orte sind mit der Einwanderung der Waliser in Chubut im Jahr 1865 eng verbunden. Trevelin bedeutet auf walisisch „Mühlenstadt“. Am Fuße der Anden im Tal Esquel liegend, gilt die Region als schneesicheres Schigebiet. Leider ist das angepeilte Quartier von Sportlern ausgebucht. 

Einbahnverkehr beim Lago Steffen Mirador Lago Steffen
Beim Mirador
Lago Steffen 
Mirador
Lago Steffen 

Wir fahren weiter nach Gobernador Costa, leider ohne uns vorher mit argentinischen Pesos eingedeckt zu haben. Der Geldautomat von Gobernador Costa ist defekt und im 10 km entfernten San Martin leuchtet nicht einmal das Display. Also nach dem Essen im Hotel Pass hinterlegen - der Hotelbesitzer möchte halt auf Nummer sicher gehen - und auf morgen hoffen. Zahlen mit Kreditkarte ist in Argentinien vielerorts nicht möglich.
(Tagesetappe ca. 770 km.)


Vergebens! In der Früh gibt es auch kein Geld aber die geschäftstüchtige Dame des Hauses nimmt wenigstens Arvids Dollars, allerdings zu einem erbärmlichen Kurs.
Die Fahrt durch die argentinische Pampa ist weitaus abwechslungsreicher, als ich mir das vorgestellt hatte. Die Landschaftsformen, die Vegetation und die Beleuchtung ändern sich ständig und auch der Straßenzustand reicht von autobahnartig bis abenteuerlich. Im allgemeinen kommen wir jedoch zügig voran.

Fluss an der Ruta 40

Ruta 40

Ruta 40

Ruta 40

In Rio Mayo (3000 Ew) versuchen wir erneut an Bargeld zu kommen, aber leider ist Bankholiday, die Bank zu und der Bankomat unwillig.

In Perito Moreno sind um 17 Uhr Hosterias noch nicht offen, also peilen wir das 130 km südlich gelegene Bajo Caracoles an. In diesem Verkehrsknoten mit ca. 50 Einwohnern gibt es heute aber keinen Treibstoff. 

Rio Mayo Rio Mayo Bajo Caracoles, Tankstelle Bajo Caracoles
Río Mayo, Ortseinfahrt Rio Mayo,
Königin der Nacht
Bajo Caracoles
Tankstelle
Bajo Caracoles

Da Arvid alle Eventualitäten einkalkuliert hat und orts- und unterkunftskundig ist, machen wir noch rasch einen 230-Kilometer-Hupfer nach Gobernador Gregores.

Pampa an der Ruta 40 Ruta 40, Pampa in Argentinien Argentinische Pampa, Pferde Fluss in der Pampa
Ein paar Eindrücke von der Fahrt
 

Gobernador Gregores in der Provinz Santa Cruz hat ca. 2500 Einwohner und liegt am meist wild brausenden Río Chico. Das Klima ist kalt und trocken mit 0° bzw. 14° Durchschnittstemperaturen im Juli bzw. Februar bei 170 mm Niederschlag pro Jahr. Wir finden ein neues Hostel, der Bankautomat funktioniert und das Restaurant passt. 

Unser Hostel in Gobernador Gregores Ruta 40, Stoppschild
Unser Hostel in
Gobernador
Gregores
Ruta 40, Stoppschild

Etwas erschöpft aber glücklich sind wir somit viel weiter als geplant gekommen. Was ich heute gelernt habe: Reiseroute und Tagesziele kann man in Argentinien frei wählen. Die gewählte Traditionsroute 40, die vom Norden bis in den Süden Argentiniens führt, ist ein guter "Anhaltspunkt". Allerdings muss man Umwege zulassen, weil Quartier-, Tankstellen- und Bankomatangebote mit europäischen Verhältnissen nicht vergleichbar sind. Das heißt: kann geschlossen, belegt, leer, unbesetzt bzw. funktionsuntüchtig sein. Zusätzliche 200 km Weiterfahrt, Rückfahrt oder Umweg sind also nichts Außergewöhnliches und sollten einen nicht aus der Ruhe bringen. Bargeldreserven in der Landeswährung, 20 bis 40 Liter Benzin im Reservekanister und etwas Gelassenheit können nicht schaden. Danke Arvid!

(Tagesetappe ca.650 km )


Nächster Tag:
Die heutige Fahrt zum ersten eigentlichen Reisziel nach El Chaltén ist, verglichen mit den Vortagen, ein Katzensprung. Ein Bild vom Patagonischen Wind, der, wie die Argentinier sagen, mit den Touristen kommt und geht, kann man sich nur anhand seiner Auswirkungen machen. Er weht beständig frisch und sehr steif. Dies bringt mehrere Unannehmlichkeiten mit sich:

Die wichtigsten Regeln zur Verhinderung von Unannehmlichkeiten

· Man darf immer nur eine Fahrzeugtür öffnen, sonst ist alles, was nicht niet- und nagelfest ist, (Papiere, Kleidung usw.) auf Nimmerwiedersehen in der Pampa. 
· Beim Öffnen der Türe ist Vorsicht geboten: Der Wind könnte sie aufreißen. Es kann auch sein, dass man die Tür gegen den Winddruck kaum öffnen kann. Ebenso verhält es sich beim Schließen.
· Sonst einfach zu erledigende Bedürfnisse werden zu einem echten Problem:
1) Gegen den Wind - geht nicht und weiß MANN
2) Mit dem Wind geht, aber der Bernoulli-Venturi-Effekt führt zu unerwünschter Zerstäubung inklusive Benetzung
3) Ein optimales Ergebnis liefert die Erfahrung:
Ein Pinkelwinkel zwischen 25 und 35 Grad ist optimal, jedenfalls aber von Windgeschwindigkeit, Beinspreitzung, Oberschenkelumfang und sonstigen Merkmalen des männlichen Körperbaues abhängig. Ein Bild dazu gibt es nicht!

Lago Cardiel
Patagonischer Wind
Patagonischer
Wind

Die Fahrt war geprägt durch die Beobachtung von Wildtieren, von denen einige nicht kamerascheu waren:

Chloephaga picta, Cauquen comun, Upland goose, Große Magellangans Ñandu Guanakos Flamingos
Große Magellangänse
Einehe ("Monotonie")
Ñandu Guanakos Flamingos

Flamingos sind auch hier rosa. Wenn die rote Farbe, wie behauptet, vom Fressen roter "Langustinen" o.ä. herrührt, sollte es solche hier geben?

An der Tankstelle in Tres Lagos Fitz Roy
Tankstelle in
Tres Lagos
Fitz Roy


Wenn es weder Benzin noch Diesel gibt, ist dies manchmal sogar irgendwo zu lesen.. Auch der Imbiss, mit dem Arvid gerechnet hatte, musste gestrichen werden. Irgendwie hatten wir den Eindruck, den Tankwart in seiner Untätigkeit zu unterbrechen. Gut, wir hatten ja ohnehin Reserven, aber einen Versuch war es wert. 

Der gleichzeitig wolkenfreie Anblick des Fitz Roy (Bildmitte) und Cerro Torre (links) ist nicht alltäglich. Arvid hat einmal Engländer getroffen, die über eine Woche darauf gewartet haben. Eigentlich heißt der Fitz Roy El Chaltén, was so viel wie "rauchender Berg" heißt, weil man einmal dachte, er sei ein Vulkan.

Der kleine Ort El Chaltén gilt als das Trekkingparadies Argentiniens und ist in den Sommermonaten hauptsächlich von Touristen aus aller Welt bevölkert. Er liegt nahe der chilenischen Grenze am nördlichen Rande des Nationalparks Los Glaciares. Heute führt eine asphaltierte Straße in das Dorf, das im Winter nur etwa 1000 Einwohner hat.(Hier irrt die bekannte Online-Enzyklopädie, wie leider so oft, gewaltig! Zensus 2010: 950 ständige Einwohner)  Der Ort lebt so gut wie ausschließlich vom zunehmenden Tourismus. Es gibt keine Industrie und kaum Landwirtschaft. Die Gründung der Ortschaft wurde von der argentinischen Regierung maßgeblich wegen Grenzstreitigkeiten mit Chile vorangetrieben. Die Provinz Santa Cruz zeigt in ihrem Wappen den Berg Fitz Roy und drückt damit den argentinischen Anspruch auf die Berge aus. Diese sind so gut wie ausschließlich Extrembergsteigern (Bubendorfer, Huber Buam...) vorbehalten. Ihr Anblick aus verschieden Entfernungen und Richtungen ist für jeden, der Berge mag, faszinierend. Am 21. Januar 2012 gelang den Österreichern David Lama und Peter Ortner die erste freie Begehung des Cerro Torre entlang der "Kompressorroute" (= Bohrhakenroute). Sie benötigten dafür 24 Stunden. 

(Tagesetappe 300 km)  weiter...

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© Text + Web: Wolfgang Raab, Bad Ischl, Austria, Arvid Puschnig, Hosteria Outsider, Puerto Varas, Chile